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Historische wissenschaftliche Instrumente und Globen.

Diese Sparte beinhaltet eine unglaubliche Vielfalt an technischen bzw. für die Wissenschaft ehemals zu Forschungszwecken notwendigen Innovationen, die von raren Anatomiemodellen aus Wachs über Sonnenuhren bis zu Knochensägen reicht. Aus technischer Sicht können diese Gerätschaften natürlich nicht mit jenen der Gegenwart verglichen werden. Und genau hier liegt der Reiz. Es sind Instrumente und Objekte aus einer Zeit, als die Wissenschaft noch in den Kinderschuhen stand. Als die über feinste Mechanik verfügenden, handwerklich einwandfrei und bisweilen besonders kunstvoll gearbeiteten Geräte in Herrensalons standen und zu später Stunde das erlauchte Publikum in Staunen versetzen sollte. Angebot Ganz allgemein sind die Gegenstände dieser Sparte den analogen wissenschaftlichen Kategorien zuordenbar: Medizin, Astronomie, Physik oder Meteorologie und hier Schau-, Lehr- oder Versuchsmodelle sowie Instrumente, von Sonnenuhren über Mikroskope bis zu mathematischen, pharmazeutischen, optischen oder vermessungstechnischen Instrumenten. Seltenheitswert ist hier weniger die Ausnahme, denn die Norm. Vor kurzem ergänzte das Dorotheum seine Angebotspalette um jene Sparte. Mit der Eröffnung der im Vorfeld der ersten Auktion (23. April 2003) stattfindenden Schaustellung am 11. April knüpft man damit - nicht nur atmosphärisch - an die Tradition der Kunst- und Wunderkammern des 16./17. Jahrhunderts an. Die Qualität der Objekte ist in der Entwicklungsgeschichte verwurzelt. Zu Beginn waren die Wissenschaften ganz allgemein den Reichen und Adeligen vorbehalten, verfügten vor allem Geistliche über ausreichend Zeit und Geld, ihre Forschungen zu betreiben, oder benötigten Mediziner der bereits im frühen 18. Jahrhundert etablierten Fakultäten Schau- und Lehrmodelle. Neben England (Oxford, London), Deutschland (Jena, Wittenberg) und Holland (Leyden) zählte Wien zu einem der wichtigsten Herstellungszentren. Während sich andernorts daraus auch Sammlermärkte entwickelten, blieb Wien diese Entfaltung in Ermangelung engagierter Händler bisher vorenthalten. Neben Italien, der Tschechoslowakei (Prag) gilt Österreichs Hauptstadt hingegen als Fundgrube. Die Bandbreite der in dieser Sparte angebotenen Objekte reicht am Beispiel der Dorotheums-Auktion vom anatomischen Elfenbein-Modell einer schwangeren Frau (20.000-25.000 Euro) aus der Werkstatt des Nürnberger Kunstdrechslers Stephan Zick (1639-1715) über einfachere Modelle (ab 150 Euro) und Sonnenuhren bis zu Raritäten, wie einem kippbaren Mikroskop Simon Georg Plössls, des bedeutendsten Wiener Optikers aus dem 19. Jahrhundert; obwohl von diesem Mikroskop weltweit nur zehn Exemplare bekannt sind, ist die Taxe hier mit 6.000 bis 7.000 Euro recht moderat angesetzt. Zu den stärksten Märkten zählt der amerikanische, ein junger aber finanziell besonders starker Markt, der sich aus spezialisierten Sammlern und über museales Engagement rekrutiert. Eine zügige Aufarbeitung der Werkstätten und Meistergeschichten würde hier zu Lande wichtige Impulse für den Markt setzten. In der europäischen Geschichte der Forschung und des Gelehrtentums verfügt Wien längst über Renommee, jetzt gilt es einen international relevanten Markt zu etablieren, ist es doch auch ein Kapitel österreichischer Kulturgeschichte, als Wien noch Gelehrtenmetropole war und sich innovative Talente am habsburgischen Kaiserhof Rudolf II. tummelten. Achtung Fälschungen & Reproduktionen Parallel zur stärkeren Nachfrage und dem damit verbundenen Preisanstieg, werden zunehmend und hauptsächlich Sonnenuhren und Globen gefälscht. Experten erkennen dies sofort anhand der Verwendung minderer Materialien und der schlechten Verarbeitung. Als gefälschte Globen gelten dabei nicht solche von Einrichtungshäusern als "nostalgische Globen" reproduzierte und verkaufte. Als Fälschung gilt hier vielmehr eine Plastikkugel, auf die ein alt wirkender, aber neuer Druck oder sogar eine Farbkopie geklebt wurde. Punkto Sonnenuhren empfiehlt sich stets der Kauf bei Experten, da diese relativ einfach nachzuahmen sind. Pflege Reinigung: Experten verstehen unter Reinigung solcher Objekte stets nur die Entfernung von Staub. Eine Patina ist authentisch und soll nicht entfernt werden. Insofern sollen Globen, Anatomiemodelle aus Wachs oder Holz am besten nur mit einem Mikrofasertuch vom Staub befreit, allenfalls mit einem leicht feuchten Tuch abgewischt werden. Bei wissenschaftlichen Instrumenten aus Messing keinesfalls mit herkömmlichem Messingputzmittel und nur mit einer Wundbenzinmischung reinigen; dies gilt vor allem für Unedelmetallgegenstände (Messing, Kupfer) ab dem 19. Jahrhundert, die zur Oberflächenhärtung (gegen Kratzer) mit farblosem Zaponlack veredelt wurden. Raumklima: Vor allem antike Instrumente reagieren auf Temperaturschwankungen - in vielen wurde Elfenbein verarbeitet, das besonders gleichmäßige Temperaturen benötigt, da sich sonst Risse bilden oder sich dieses Teil verzieht. Markttipp Solche Objekte finden sich ganz allgemein im Antiquitätenhändel. Will man gezielt suchen, schränkt sich- abgesehen von spartenreichen Auktionshäusern - die Anzahl der Anbieter massiv ein, wobei diese im Internet - bis auf eine Ausnahme - leider nicht im Internet zu finden sind. Spezialisten Christies / Direktlink http://www.christies.com/departments/collectingguide.asp?DID=47 www.altetechnik.at www.dorotheum.com www.sothebys.com
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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