Olga Kronsteiner,
Kunstmarkt-Rückblick auf das Jahr 2002
Sind Besucherzahlen noch das Maß aller Dinge? Vielleicht in Museen, nicht aber bei Kunstmarkt-Events. Am Ende zählen hier nur die in Messekojen oder Auktionssälen getätigten Umsätze. Und mit diesen scheinen die österreichischen Teilnehmer trotz Konjunkturjammer zufrieden. Ein Resümee über die vergangene Saison:
Messen bedienten vorwiegend das heimische Publikum
Nach einer (hinsichtlich der Besucherzahlen) mehr oder (bezogen auf die Verkäufe) weniger erfolgreichen Frühjahrssaison startete der Handel in die Herbstsaison und lockte zu den Begleitveranstaltungen. Zwei Dinge waren bei den heimischen Kunst- und Antiquitätenmessen dann unübersehbar: der hohe Altersschnitt der Aussteller und das übermäßige Bilderangebot. Letzteres wurde vom Publikum goutiert, auch wenn sich einige Besucher über das marginale Möbel-, kaum vorhandene Antiquitäten- und Jugendstilangebot wunderten. So mancher Aussteller feierte sogar die erfolgreichste Messe in der Firmengeschichte. Bei genauerer Betrachtung bedienten jene aber nahezu ausschließlich regionale Klientel - internationale Sammler fielen 2002 in die Kategorie \"Laufkundschaft\".
Bald steht der österreichische Handel allerdings vor einem anderen Problem, wie ein Blick auf die Ausstellerlisten der Messen zeigt. Einige Händler wandern Richtung neue Märkte ab (München, Basel), andere ziehen sich als Pensionsanwärter von derartigen Veranstaltungen und junge Händler bleiben eine Randerscheinung. Mit wem Veranstalter künftig die Räume füllen, ohne das Segment Altwarentandler zu integrieren, bleibt eine unbeantwortete Frage. Ausländische Aussteller wären eine Alternative, aber sie haben kaum Anreiz zu kommen, es sei denn sie decken eine Sammlersparte konkurrenzlos ab. Punktuell waren sie immer schon vertreten. Aber ist das genug, um internationales Publikum zu locken?
Ganz anders, weil unabhängiger, präsentiert sich da der Bereich zeitgenössischer Kunst. Die \"kunst wien\" war nie auf internationale Käufer ausgerichtet, auch wenn sie mit ihrem gut sortierten Angebot solche lockte. Eine vergangenes Jahr durchgeführte Befragung durchleuchtete den durchschnittlichen Publikumszulauf: 78 Prozent der Besucher stammten aus Wien und Umgebung, 15 Prozent aus den Bundesländern und sieben Prozent aus dem Ausland. 2002 fand sie zum achten Mal statt und lockte insgesamt 13.000 Besucher - und die meisten bezeichneten diese als die Beste, die es je gab.
Mehr internationale Kunden im Auktionsgeschäft
International konkurrenzfähig ist Österreich eigentlich nur im Auktionsbereich, wobei auch hier das Gros der Geschäfte innerhalb der heimatlichen Grenzen abgeschlossen wird. Dennoch, die an internationale Käufer erteilten Zuschläge sind im Steigen begriffen. Derweilen im mittleren und unteren Preisbereich die Verkaufsraten zunehmend sinken, konnten die Quoten im oberen Qualitätsbereich annähernd gehalten werden. Ganz allgemein. Im Speziellen durften sich die österreichischen Auktionatoren dann doch über Rekorde freuen: Hassfurther über 370.000 Euro für ein Walde-Bild, die Wiener Kunstauktionen über 170.000 (Fritz Wotruba, \"Große Liegende\") und damit dem höchsten Zuschlag für ein nach 1945 entstandenes Kunstwerk; schließlich das Dorotheum, wo eine klassizistische Salonkommode von einem deutschen Käufer bei 240.000 Euro auf das 19fache der angesetzten Taxe (15.000-18.000) gehoben wurde. Besonders stark wuchs in der Dorotheergasse das Interesse an Klassischer Moderne und Zeitgenössischer Kunst: das Sparten-Rekordergebniss vom Mai (1,5 Mio netto) wurde im November (1,8 Mio netto) neuerlich getoppt. Insgesamt wird das Dorotheum 2002 ein Rekordergebnis im Auktionsbereich schaffen - auch ohne die ehemals hier eingerechneten Autos. Fürs kommende Jahr wurden die Sammelsparten um historische wissenschaftliche Instrumente und Globen sowie Musikinstrumente erweitert.
Die Top Ten Österreichs 2002
1) | Alfons Walde \"Aufsstieg\", 1931 | Hassfurther | 370.000 Euro |
2) | Alfons Walde \"Mittagessen\", 1931 | Hassfurther | 290.000 Euro |
3) | Klassizistische Salonkommode, Potsdam 1770/80 | Dorotheum | 240.000 Euro |
4) | Alfons Walde \"Aufsstieg\", 1930 | Hassfurther | 205.000 Euro |
5) | Fritz Wotruba \"Große Liegende Figur\" | Wiener Kunstauktionen | 170.000 Euro |
6) | Johann Georg Platzer, \"Die Opferung der Tochter Jephtas\" und \"Joseph wird von seinen Brüdern verkauft\" | Dorotheum | 150.000 Euro |
7) | F.G. Waldmüller \"Kaiser Franz Joseph\" | Wiener Kunstauktionen | 150.000 Euro |
8) | Carl Moll \"Heiligenstädter Kirche\" | Wiener Kunstauktionen | 150.000 Euro |
9) | Friedrich Gauermann \"Viehtrieb am Zellersee\" | Dorotheum | 140.000 Euro |
10) | Albin Egger Lienz \"Der Schnitter\" | Wiener Kunstauktionen | 140.000 Euro |
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