Olga Kronsteiner,
Termingleiche Angebotsfülle
Auktionshäuser verfügen in der aktuellen Situation über einen Vorteil, der durchaus als Plan B bezeichnet werden könnte. Und das ist weit mehr, als Messen wie die diese Woche anberaumte Art Cologne (21-25. April) und Art Brussels (23.-26. April) vorzuweisen haben. Da sind angesichts des renitenten isländischen Vulkans, dessen über Europa umherwabbernden Aschewolken nur einen provisorisch Luftfahrtbetrieb ermöglichen, selbst Kooperationen mit der Lufthansa nur bedingt bis gar nicht hilfreich. Per Katalog funktioniert der Messeeinkauf nicht, aber der bei Auktionen sehr wohl.
Insofern steht dem Versteigerungsvergnügen in Wien diese Woche nichts im Wege. Wer das erwählte Kunstwerk nun vor Ort nicht persönlich unter die Lupe nehmen kann, fordert einfach einen detaillierteren Zustandsbericht an und seitens der Auktionshäuser werden ein paar Telefonleitungen mehr installiert. Rund 2.000 Positionen werden aktuell feilgeboten und sollen an die 20 Millionen Euro einspielen. Die Termingleiche ist eine mehr oder weniger zufällige. Bereits im Herbst fixierte „im Kinsky“ das Datum für die 78. Kunstauktion am 20. und 21. April. Anfang des Jahres wählte schließlich das Dorotheum die Tage vom 20. bis 22. April als für die erste Auktionswoche des Jahres geeigneten.
Zwischen Gut und Böse
Nach einem durchaus erfolgreichen Saisonauftakt an der Freyung Anfang März offeriert das Kinsky Team in den Sparten Gemälde Alter Meister, des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Antiquitäten jetzt 815 Positionen, deren Schätzwert sich auf 4,3 bis 7,5 Millionen Euro beläuft. Mit wenigen Ausnahmen – etwa dem Porträt eines Mannes mit roter Mütze (8.000-15.000 Euro), für das sich Johann Kräftner im Namen des Fürsten Liechtenstein interessieren könnte – werden sich an den dort ausgelegten Ködern diesmal eher Privatsammler und der Kunsthandel interessieren. Zu den wertvollsten Objekten gehören Antonio Belluccis „Antiochus und Stratonike“ (120.000-200.000 Euro), ein großformatiges Blumenstillleben mit Früchten und Schneckenhäusern von Franz Xaver Petter (35.000-70.000 Euro) oder zwei Fußbecher der kaiserlichen Manufaktur St. Petersburg, für die 25.000-50.000 Euro angesetzt wurden.
Deutlich höhere Erwartungen knüpft die Geschäftsführung des Dorotheums an die von den Experten in Deutschland, Italien und auf heimischem Territorium akquirierte Offerte, die in den Sparten Gemälde des 19. Jahrhunderts (20.4.), Alter Meister (21.4.) sowie Antiquitäten (Möbel & Silber 21.4., Skulpturen, Glas und Porzellan 22.4.) und Juwelen entsprechend der unteren Schätzwertsumme 16,8 Millionen Euro einspielen könnte. Zu den qualitätsvollen und hochdotierten Verführungen in der Reihenfolge ihres Auftritts gehören hier: Zwei der legendären Prater-Ansichten von Tina Blau (150.000-220.000 / 80.000-120.000) sowie Ferdinand Georg Waldmüllers Bildnis eines jungen Herrn in blauem Rock (40.000-60.000) aus Wiener Privatbesitz, das nach einer Visite im Pariser Louvre und einem etwas längeren Ausstellungsaufenthalt im Belvedere („Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865“) nun im Angebot steht. Weiters das aus einer Berliner Privatsammlung und dort unerkannt gewesene Monumentalwerk Frans Francken II., das den Kampf zwischen Gut und Böse schildert und durchaus auch das Doppelte der angesetzten Taxe (400.000-500.000) bringen könnte.
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