Olga Kronsteiner,
Kunstmarkt-Rückblick 2009: Halbfette Bilanz
Beim Kunsthandel sanken die Umsätze, im Auktionsbereich sorgte eine stabile Nachfrage der Mittelware sogar für Zuwächse
Dass selbst ein Binnenmärktchen wie Österreich nicht von der Finanzkrise geschüttelt würde, war von Anbeginn klar. Die schlimmsten Befürchtungen, wonach der Umsatzrückgang ein gutes Drittel ausmachen hätte können, stellten sich zumindest im Auktionsgeschäft nicht ein. Der Handel gibt sich wie stets zugeknöpft konnte aber an Einnahmen bei weitem nicht an die Vorjahre anknüpfen. Anfangs lief es zwar zögerlich aber doch einträglich, so die Bilanz nach den ersten sechs Monaten. Dann zogen die ersten Gewitterwolken auf.
Zögerliches Messepublikum
Im Rahmen der während der Sommerfestspiele in Salzburg abgehaltene Kunstmesse („Art Salzburg“ als Folgeformat der Salzburg World Fine Art Fair) trennte sich die Spreu bereits massiv vom Weizen. Das Gros der Teilnehmer musste in tiefroten Zahlen die Heimreise antreten, lediglich die deutschen Kollegen hatten nennenswerte Absätze verlautbart. Ein ähnliches Bild lieferte die erste „Art Albertina“, die Ende September als Spezialformat für Arbeiten auf Papier debütierte: Die aus Deutschland angereisten Vertreter punkteten ebenso mit dem besseren Preis-Leistungsverhältnis wie Vertreter des Primärmarktes. Der lokale Wiener Kunsthandel – allesamt nicht auf „works on paper“ spezialisiert – tat sich bei diesem ersten Anlauf ungleich schwerer.
Auch die traditionellen Kunst- und Antiquitätenmessen im Herbst bekamen ihr Krisenfett ab. Zwar wurde man nicht müde Optimismus zu versprühen, die Realität war für die Mehrheit dennoch eine übelschmeckende. Nur in Ausnahmefällen kam der Euro ins Rollen, bei Johannes Faber etwa, dessen Hofburg-Premiere für den besten Umsatz in seiner heimischen Messechronik sorgte.
Folgerecht aktualisiert
Die größte Sorge der österreichischen Kunsthändler, die ihre Einnahmen zu mehr als 80 Prozent über die Sparte Klassische Moderne bestreiten, wurde vertagt: Die Erweiterung des Folgerechts, die ab Jahresbeginn auch Arbeiten Kunstschaffender betroffen hätte, die nicht länger als 70 Jahre tot sind, wurde bis 2012 verschoben. Im Gegensatz zu Galerien und privaten Besitzerwechsel werden die Protagonisten des Sekundärmarktes ja doppelt zur Kasse gebeten, müssen die Abgaben sowohl beim Ein- als auch Verkauf abführen. Die quasi in letzter Minute erzielte Einigung mit der VBK (Verwertungsgesellschaft bildender Künste) sieht allerdings auch eine neue Schwelle vor: statt wie bisher ab einem Nettoverkauf von 3.000 Euro naschen Zeitgenössische Künstler bzw. deren Erben nun bereits ab 2.500 Euro mit. Diese auch administrative Umstellung wird vor allem die Auktionsbranche zu spüren bekommen.
Auktionen: Platzhirsche, Debütanten und Verlierer
Die beiden Platzhirschen Dorotheum und „im Kinsky“ hatten sich zum Halbjahr noch über Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich freuen dürfen. Bis Ende des Jahres schwand dieser auf fünf (Dorotheum) bzw. 7,3 Prozent (im Kinsky). Der erfreulichste Aspekt: Dennoch notieren beide Unternehmen (nach 2007) die jeweils zweitbeste Jahresbilanz in, konkret 113 (Dorotheum) bzw. 20,6 Millionen Euro (im Kinsky). Um satte 25 Prozent schrumpften hingegen die Einnahmen von Wolfdietrich Hassfurther. 2008 hatten sich die beiden jährlichen Auktionen (Österreichische Klassische Moderne, 19. Jahrhundert) noch mit etwas mehr als fünf Millionen Euro zu Buche geschlagen, 2009 summierte sich dieser Wert auf 3,83 Millionen.
Zu den zweifelsfreien Gewinnern der Branche darf sich Westlicht zählen. Im Nischensegment technischer Utensilien rund um das Thema Fotografie hat man sich seit 2002 bereits international einen Namen gemacht. Anfang Dezember stand die erste der künftig zwei Mal jährlich stattfindenden Auktion auf dem Programm, bei der Fotografie der Klassischen Moderne sowie Zeitgenössische unterm Publikum verteilt wird. Den höchsten Zuschlag erteilte man für Gustav Klimt mit Katze von Moriz Nähr aus dem Jahr 1912. Der Vintageprint wechselte für 23.000 (27.600) Euro in den Handel. Dank verlockend niedrig angesetzter Taxen blieben lediglich 20 der 164 Positionen unbeboten oder scheiterten an ihren Limits. Das Ergebnis: Die Verkaufsquote erreichte für ein Debüt überdurchschnittliche 90 Prozent, der Umsatz belief sich auf rund 350.000 Euro. Zum Vergleich: Im Zuge der einmal jährlich im Dorotheum abgehaltene Spezialauktion setzt man unter 60 Prozent ab, für die man heuer 196.300 Euro notierte (2008: 225.027, 48 Prozent).
Weniger gut lief es für den Vorjahresdebütanten Auteno. Die erste und einzige Auktion mit Designware im November 2008 blieb weit unter den Erwartungen, auch das anschließend ins Internet verlagerte Geschäft kam nicht in die Gänge. Zwölf Monate nach der Auktionspremiere wurde schließlich das Konkursverfahren eröffnet.
Kein Zeitgenosse unter den Top-10
Die Liste der zehn höchsten Auktionsergebnisse des Jahres (siehe Tabelle) muss im Vergleich zu 2008 ohne Millionenzuschläge und gegenüber der Halbjahresbilanz auch ohne ein zeitgenössisches Kunstwerk das Auslangen finden. Gleichzeitig verweist das Ranking die Dominanz der Mittelware, denn entgegen der gestiegenen Umsätze schrumpfte das Wertvolumen dieser Spitzen merklich: um 48,23 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2007 und um 42,67 Prozent im Vergleich zu 2008.
Top 10 Auktionsergebnisse Österreich 2009
Quelle: Auktionshäuser
Künstler | Werk (Meistbot), Sparte | Auktionshaus | Kaufpreis |
Max Oppenheimer | Die Geißelung (MB 446.000), Klassische Moderne | Im Kinsky | 527.885 € |
Ferdinand Georg Waldmüller | Genreszene (MB 420.000), 19. Jahrhundert | Dorotheum | 490.300 € |
Alfons Walde | Einsame Alm (MB 390.000), Klassische Moderne | Hassfurther | 475.800 € |
Giorgio Morandi | Paesaggio (MB 350.000), Klassische Moderne | Dorotheum | 409.800 € |
Egon Schiele | Stehendes Mädchen (MB 320.000), Klassische Moderne | Im Kinsky | 383.000 € |
Peter Paul Rubens Werkstatt | Urteil des Paris (MB 300.000), Alte Meister | Dorotheum | 352.300 € |
Chaim Soutine | Maison /Paris (MB 290.000), Klassische Moderne | Dorotheum | 340.800 € |
Ferdinand Georg Waldmüller | Die milde Gabe (MB 260.000), 19. Jahrhundert | Dorotheum | 306.300 € |
Egon Schiele | Akt mit Strümpfen (MB 260.000), Klassische Moderne | Im Kinsky | 303.500 € |
Alfons Walde | Dorf in Tirol (MB 220.000), Klassische Moderne | Hassfurther | 268.400 € |
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