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Minderheiten als Zierrat

Was den Alten Meistern Italienisch, ist in der Welt des Designs Englisch, der globalste aller Kommunikationscodes. In der Welt der Internationale scheint Deutsch nicht einmal mehr in Form von Untertitel eine Rechtfertigung zu finden. Auch bei Auktionshäusern die nationale Ansprüche weit hinter sich gelassen haben, schon weil zweisprachige Kataloge irgendwie vorgestrig wirken. Vielleicht ist aber die deutschsprachige Klientel auch längst zu einer Minderheit im Pool der Design-Klientel geschrumpft. Kein Wunder, das wenig Relevante der heimischen Gestalterszene wurde mitsamt seinem vaterländischen Mief weitgehend aus dem Sortiment verbannt. Fast ist man geneigt einen Trend zu attestieren, das zeigt auch ein Blick auf das insgesamt im Rahmen der zweiten Auktionswoche verteilte Angebot. Ausgenommen davon sind – historisch und produktionstechnisch bedingt – lediglich die Sektionen Silber (11. Mai) sowie Uhren und Juwelen (15. Mai). Bei Zeitgenössischer Kunst (13. Mai), Klassischer Moderne (12. Mai) und Design (14. Mai) haben internationale Protagonisten im direkten Vergleich zu den Vorjahren gewissermaßen das Ruder übernommen. Die Bestseller der österreichischen Kunstgeschichte? Eine Minorität. Binnenmarkt bietet wenig Potenzial Eine Strategie, die ihre Rechtfertigung am Ende eines Geschäftsjahres in den Bilanzen des vor mehr als 300 Jahren gegründeten Auktionshauses zu finden scheint. Der Binnenmarkt bot hier zuletzt wohl zu wenig Potenzial, dabei könnte dieser gerade in Zeiten weltweiter wirtschaftlicher Turbulenzen das Zünglein an der Waage der Wirtschaftlichkeit sein. Im Zuge des Auktionsreigens im Vergleichszeitraum 2008 hatte das Dorotheum mit einem Wochentotal von netto etwas mehr als sechs Millionen Euro bereits einen nennenswerten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (7,69 Mio Euro) einstecken müssen. Die Verkaufsquoten blieben deutlich zurück, einzig die Sparte Silber blieb bei stabilen 70 Prozent. Aktuell sollen insgesamt 1.718 Posten für die untere Schätzwertsumme von 11,3 Millionen Euro einen neuen Besitzer finden. Zu den wenigen nationalen Lockvögeln zählen bei bildender Kunst Albin Egger-Lienz Ölbild „An der Drau“ (30.000-50.000) oder Oskar Kokoschkas Mischtechnik „Mutter mit drei Kindern“ aus dem Jahr 1907 (50.000-70.000), die verglichen mit den internationalen nur kleine Dosen optionalen Umsatzes bringen. Zwischen 370.000-420.000 Euro erwarten die Experten für Monets 27,5 x 52 cm kleines Seerosenteich-Fragment von Monet (Nympheas, 1917/18) oder wenigstens 60.000 (80.000) für Nam June Paiks Videoskulptur „String of Pearls“. In der Budgetklasse um die 250.000 Euro hat man dann die Wahl, zwischen Georg Baselitz’ Ölbild „Pullover oben“ (200.000-240.000) oder ein von Josef Hoffmann um 1901/02 entworfenes und von Portois & Fix ausgeführtes Esszimmer samt Wandvertäfelung (250.000-300.000). Letzteres ist ein rares Ensemble österreichischen Designs – der ausführliche und durchaus interessante Katalogbeitrag von Christian Witt-Dörring, karenzierter Kustos des MAK, ist allerdings only in Englisch available.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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