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Für das Kind im Manne

So manche Ehefrau ist dieser vierrädrigen Variante weit freundlicher gesinnt als einer zweibeinigen, selbst wenn der Aufwand an Zeit und Geld vermutlich der gleiche bleibt. Die Rede ist von den grauen Eminenzen unter den Automobilen: den Stars, welche die Kategorie fahrbarer Untersatz längst hinter sich gelassen haben. Aus gegebenem Anlass ? Christies versteigert die Sammlung Elton Johns? wirft der Trend einen Blick auf den Oldtimermarkt. Anno dazumal, als hierzulande kaum Interesse herrschte und das Buchstabieren des Begriffes "Oldtimer" als Quizfrage durchging, verdankten viele Fahrzeuge einzig den verklärten Erinnerungen ihrer Besitzer, nicht am Schrottplatz zu landen. Autos der Vorkriegsjahre zählten im heimischen Straßenbild der 60er Jahre eher zu den Ausnahmen. Wer damals zum kleinen Kreis von Bewunderern zählte und Erspartes für derart Exotisches auf den Tisch blätterten ? kaufte besonders günstig und zählt heute zur Besitzerelite. Freilich im Nachbau ist mittlerweile so einiges erhältlich aber im Originalszustand kostet so manche Rarität ein Vermögen. In England hat das Sammeln von klassischen Automobilen eine tief verwurzelte Tradition. Von stammt dort das Gros der Hersteller, die immer danach trachteten das schönste und weltweit beste Auto auf den Markt zu bringen. In jene Entwicklungen wurde jede Menge Geld investiert und viele mussten binnen kürzester Zeit Konkurs anmelden. Diese Autos zählen heute zu Sammlerraritäten. Zudem gehörte es in England schon seit den 20er und 30er Jahren zum guten Ton, Oldtimer zu sammeln. In Österreich, so Alexander Korab, Präsident des Club Lotus Österreich und Mitherausgeber des Fachmagazins Austroklassik, "begann das Bewusstsein erst mit dem Wohlstand Ende der frühen 70er Jahre. Mitte der 80er war es dann schon schick einen Morgan oder Ähnliches zu fahren." Am 5. Juni wird in London die Sammlung Elton Johns den Markt bereichern. "Es ist eine physische Unmöglichkeit, all diese Autos zu fahren", begründet Elton John in einem Interview den Verkauf seiner Bentleys, Jaguars und Aston Martins. Auch wenn diese Autos eher unerschwinglich scheinen, hierzulande sind dennoch die einen oder anderen Schnäppchen zu machen. Im Trend liegen mehr denn je die großen berühmten Marken, und unter ihnen vor allem seltene Modelle ? entweder in sehr gutem Originalzustand mit liebenswürdiger Patina oder perfekt restauriert. Modelle der 50er Jahre, als Botschafter besserer Tage, die erst noch kommen sollten und auch jene der 60er Jahre, bestechen heute nicht nur durch ihr Design. Danach wird?s dünn. "Es gibt hier keinen Nachwuchs" merkt Korab an, "denn ab den 70ern setzte die Massenproduktion der Automobilhersteller ein." Allerdings gerieten Oldtimer in den letzten Jahrzehnts leider auch ins Fadenkreuz der Umweltschutzpolitik; dem Kat-Komplott verdächtigen Amtsschimmel den Unterschied zwischen Alltagsauto und einem historisch erhaltenswerten Fahrzeug zu erklären, das bloß dreimal jährlich ausgeführt werden möchte, ist eine der kleineren Hürden. Oldtimerfreaks kämpfen mit spannend-kriminologischer Ersatzteilsuche ebenso wie mit aggressiven Spritmischungen oder authentischen Problemen wie dem kriegswirtschaftlich bedingten Einsatz minderer Rohmaterialien in den 30er Jahren oder auch brüchigen Isolationen bei der Elektrik. Ganz zu schweigen von falschen Wettervorhersagen, die Ausfahrten ebenso wie Gleichmäßigkeitsrennen zu einem Abenteuerausflug werden lassen. Aber bei Oldtimern hat eben alles seinen Preis.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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