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Salzburg World Fine Art Fair: Gelungenes Debüt an der Salzach

Bislang internationalste Kunst- und Antiquitätenmesse in Österreich Eine derart geballte Ladung französischer Medienvertreter hat die Stadt Salzburg vermutlich noch nie beherbergt. Anlass war allerdings weder die offizielle Eröffnung der Sommerfestspiele, noch die Stippvisite von Lenny Kravitz oder anderen Promis, sondern die erstmals veranstaltete Salzburg World Fine Art Fair (SWFAF). Nein, es ist dies nicht die erste Kunst und Antiquitätenmesse in der Festspielstadt, auch das Quartier ist keine Novität, wie die Residenz Messe für Kunst und Antiquitäten die Osterfestspiele doch seit 32 Jahren begleitet. Zu dieser werden - auch in Ermangelung teilnehmender Händler - allerdings kaum internationale Journalisten geladen. Das hat einen simplen Grund, denn die Internationale bleibt im Frühjahr auf eine Fraktion deutscher Kunsthändler beschränkt. Aktuell debütiert eine erlesene Auswahl französischer Kollegen, nicht nur in Salzburg, sondern auch in Österreich. Chapeau Yves Bouvier (!), dafür muss man sonst an die Maas, die Seine oder die Moskwa pilgern! Der heimische Kunsthandel bildet mit sieben von rund 30 Vertretern eine Minderheit, die zweitstärkste Gruppe stellt Deutschland mit acht Vertretern. Inszenierung mit Verve Das Management der Salzach-Premiere delegierte der finanzstarke Transportunternehmer und Veranstalter der Moscow World Fine Art Fair an Bruce Lamarche, die Szenographie an Patrick Hourcade. Dieser ließ sich von der Musik- und Theatermetropole inspirieren und erkor das Barocktheater zum Konzept. Die versierten Residenzbesucher staunten angesichts des Gestaltung nicht schlecht, erfrischende Ein- und Ausblicke und luftige Standgestaltung inklusive. Die Bandbreite an Interieurs reicht von eleganter Kabinettarchitektur (Kraemer) über opulente Palaisräume (B & B Steinitz) bis zur Chill-out verlockenden Lounge (Budja). Durch offene Fenster weht eine abkühlende Brise und der vor der erzbischöflichen Residenz stehende Drehorgelspieler stimmt ein Lied an. Näher am Leben kann eine Inszenierung nicht sein, das hat Charme, das hat Verve. Und das wird - so hoffen zumindest die sonst auch während der Osterfestspiele hierher pilgernden Kunsthändler - nicht ohne Auswirkungen auf zukünftige Messen bleiben. Aber keine Premiere ohne Patzer: Unter den Fresken Johann Michael Rottmayrs, im renommierten Carabinieri Saal, da überwiegen perspektivische Mängel, betont durch die Höhe der Kojen und einem dadurch tunnelartigen Durchgang. Über andere Missgriffe des Innenarchitekten setzte man sich kurzerhand hinweg: Angesichts des mausgrauen Teppichbelags zückte Benjamin Steinitz das Messer, keine Frage, das Originalparkett bildet jetzt die perfekte Staffage seines Salons. Die für den europäischen Raum eigenartig wirkenden Öffnungszeiten tun ihr übriges dazu. Die Öffentlichkeit hat gegen den Kauf einer Eintrittskarte - die Einnahmen kommen der restaurierungsbedürftigen Kollegienkirche zugute - zwischen 13 und 16.00 Uhr Zugang, dann werden nur mehr VIPs zugelassen. Vorläufig, wie sich das Management eine dem Verlauf zuträgliche Änderung vorbehalten hat. Angebot: gelungene Mischung Das einquartierte Angebot bildet eine interessante Mischung: Volkstümliches sucht man vergeblich, typisch Österreichisches offerieren neben Kratochwill aus Graz und Judith Walker aus Kärnten die aus Wien Zugereisten: Kovacek Spiegelgasse mit Glas aus fünf Jahrhunderten neben Höhepunkten der Klassischen Moderne (Gustav Klimt, Bildnis Sonja Knips, Kreidezeichnung, 65.000 Euro; Max Liebermann "Badende Knaben", 280.000 Euro) und Zeitgenössischen Kunst (Arnulf Rainer, Zentralisation; Friedensreich Hundertwasser, "Die Fortbewegung", 250.000 Euro). Wienerroither & Kohlbacher haben ihr Programm erweitert, um internationale Zugpferde a la Zoran Music, den heimischen Starprotagonisten Klimt und Schiele wurden neben einem raren Kubin-Werk, einem seltenes Kleisterfarbenbild, herrliche Tuschfederzeichnungen von Lyonel Feininger und Ernst Ludwig Kirchner ("Badende bei den Moritzburger Seen", 95.000 Euro) beigestellt. Konrad O. Bernheimers lebenslustige Äffchen - David Teniers "Affen trinken und rauchen" & "Affen spielen Karten" waren bislang nur durch eine Zeichnung bekannt und wurden erst vor kurzem entdeckt - schafften es gar nicht bis nach Salzburg. Das mit 960.000 veranschlagte Gemäldepaar ist bereits zu einer Probehängung Richtung Asien unterwegs. Der in Flandern um 1600 ausgeführte Wandteppich mit der Szene der "Einschiffung von Helena" aus ehemals habsburgischem Besitz wartet bei der Galerie Boccara für 300.000 Euro noch auf einen Besitzer. Der aus Paris - kurzfristig und deshalb nicht im Katalog vertretene - angereiste, in fünfter (!) Generation geführte Kunsthandel Kraemer bildet ein absolutes Highlight. Eigentlich auf Barockmöbel der gehobenen Kategorie spezialisiert, bieten sie hier eine charmante Themenausstellung: Hundehütten aus der Epoche Ludwig XVI., kleine architektonische Wunderwerke in einer Preisklasse von 35.000 bis 130.000 Euro.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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Salzburg World Fine Art Fair
28.07 - 04.08.2007

Residenz
5020 Salzburg, Residenzplatz 1
http://www.salzburg-faf.com/
Öffnungszeiten: 13-20.30 h


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