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XXIII. Biennale des Antiquaires: Defilee angewandter Kunst

Keine Frage, in Paris weiß man Feste zu feiern, selbst oder gerade wenn es sich dabei um eine Messeveranstaltung handelt. Keine Frage auch, dass die Biennale des Antiquaires zu einem der etabliertesten Events der Branche zählt. Zum 23. Mal versammelt sie noch bis zum 24. September 111 Aussteller, die Mehrheit aus Frankreich und 41 Prozent aus dem Ausland. Einige der Namen kennt man von der TEFAF. Lässt man Maastricht als Analysekoordinate weg, bleibt noch immer ein relevanter Unterschied zu anderen Kunstmessen auf dem europäischen Festland. 35 Millionen Euro Veranstaltungsbudget! Und das beginnt beim stattlichen Organisationsbudget in einer Größenordnung von 35 Millionen Euro. Ja, dafür kann man ganze Museen erbauen, in Paris wird das für Marketing, Infrastrukturelles, Interior-Beratung und vor allem üppige Vernissage-Verköstigung ausgegeben. Selbstredend, der Champagner floss in Strömen und die gereichten essbaren Kleinigkeiten waren vom feinsten. Ein weiterer Unterschied ist die Atmosphäre und das stimmige Drum-herum. Am Abend vor der offiziellen Vernissage luden die Aussteller zu einem Galadiner für die speziellen VIPs, und unter Anwesenheit des französischen Präsidenten. Der Identifikationsfaktor ist hier eben ein besonders großer, wie solche Wertschätzung hierzulande eine völlig unbekannte. Am Abend der Vernissage standen die Luxuskarossen vor dem Grand Palais in 2er Reihen, die Damen kamen in den herrlichsten Abendroben, wie das Publikum deutlich mehr Fachkenntnis zu besitzen scheint oder die Kunst hier einfach einen besseren Stellenwert genießt. Warum all das von Relevanz? Ganz einfach, noch vor der Vernissage, noch vor dem ersten Öffnungstag überhaupt, wechselten hier Objekte in einem Volumen den Besitzer, dass viele der Aussteller bereits schwarze Zahlen schrieben. Exzellente Verkäufe, noch vor dem ersten Öffnungstag Darunter auch Wolfgang Bauer mit seiner Bel Etage, gemeinsam mit Roman Herzigs Galerie St. Lucas die aus Österreich angereiste Fraktion. Bereits am Vernissageabend lautete Wolfgang Bauers viel versprechende Zwischenbilanz - "die beste Messe, die ich jemals hatte": Acht Lampen Made by Wiener Werkstätte, diverses Hoffmann-Objekte, eine Lötz-Weltausstellungsvase, ein Kolo Moser Möbel - das alles reichte er noch vor dem ersten Öffnungstag weiter, an Kunden aus Deutschland, den USA, Griechenland und Frankreich. Der Wiener Jugendstil, in seiner Zeit als besonders innovativ bekannt, gefällt auf Pariser Boden damit ebenso wie Wolfgang Bauers zusammengestellte Auswahl. Ein paar Kojen weiter bietet der Brüsseler Kollege Yves Macaux Ähnliches feil. Hier begeisterte ein nur als Leihgabe fungierende Teppichbrücke aus der Villa Ast dermaßen, dass sich der Sammler nun für einen Verkauf entschloss: Für 48.000 Euro wird das Backhausen-Knüpfwerk wohl eine neue Heimstatt finden. Ebenso trifft man hier auf Altbekanntes, vergangenes Jahr im Dorotheum für 460.000 Euro versteigerten, nunmehr reservierten Akt mit lila Strümpfen von Egon Schiele aus dem Jahr 1910. An anderer Stelle liefen die Geschäfte ebenfalls: In der Galerie Kevorkian etwa, wo man sich bei der exklusiven Preview von 11 der angebotenen 44 trennte, darunter Highlights wie eine Keramik aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. für 90.000 Euro. Nicht weniger erfolgreich, weil in dieser Sparte einer der Platzhirschen auch die Galerie Bernard Dulon, in Preisklassen von 270 bis zu einer Million Euro.
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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XXIII. Biennale des Antiquaires
15 - 24.09.2006

Grand Palais
75008 Paris, Avenue Winston Churchill
https://www.biennale-paris.com/
Öffnungszeiten: täglich 11-21 h


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