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Weltrekord für Egger-Lienz

Die Taxen für die 1921 entstandene fünfte von sechs Fassungen des Antikriegsthemas "Totentanz", vor kurzem aus einer Museumssammlung restituiert, waren bei 600.000 bis 800.000 Euro gelegen und damit deutlich über dem bislang höchsten Preis, der bei einer Auktion für ein Werk von Albin Egger-Lienz bezahlt wurde - im Jahr 1994, 350.000 Euro für eine Version des Themas bei den Wiener Kunst Auktionen ("im kinsky"). Auch das von der Stadt Lienz mit 550.000 Euro - gemäß einem Gutachten des Egger-Lienz Experten Wilfried Kirschl - bezifferte Rückkaufangebot war schon über diesem Höchstwert gelegen. Die in den USA lebende Erbin entschied sich, auch auf Empfehlung der Israelitischen Kultusgemeinde, für den Verkauf über eine öffentliche Auktion. Zum Auftakt der zweiten Auktionswoche des Jahres gelangte es nun am Abend des 30. Mai in der Sparte Klassische Moderne & Zeitgenössische Kunst bei einem Rufpreis von 400.000 Euro im Dorotheum zur Versteigerung. Zahlreiche Bieter am Telefon und im Saal, begleitet von anonymen, von Sensalen vertretenen Interessenten trieben die Gebote schnell in die Höhe. Bei 760.000 Euro verlautbarte die Auktionsglocke den Zuschlag zugunsten eines Saalkäufers. Er, der nun inklusive Aufgeld und Mehrwertssteuer 912.000 Euro für diese Ikone der Moderne bezahlen muss, will anonym bleiben. Ein Wiener Privatier mit Tiroler Wurzeln, so viel war zu erfahren, ist der neue Besitzer. Und das Dorotheum darf sich in die Chronik der Erfolge einen weiteren Künstlerweltrekord notieren. Gefragter Zeitgenosse: Johann Georg Müller Am Ende des Abends klingelten - trotz einer verhaltenen Verkaufsquote von 49 Prozent - die Kassen bei 3,06 Millionen Euro (brutto 3,67 Mio). Es ist dies das zweitbeste Ergebnis der Sparte Klassische Moderne & Zeitgenössische Kunst, die seit 2004 ihre Umsätze kontinuierlich steigern konnte. Die bislang höchste Bilanz schaffte man im November vergangenen Jahres mit einem Nettoergebnis von 3,16 Millionen, als man den erst im Mai 2005 erzielten Umsatzrekord (2,5 Mio) um Längen überflügelte. Das aktuelle Resultat bleibt zu einem erheblichen Teil das Verdienst des Egger-Lienz-Zuschlages, auch wenn einige andere Besitzerwechsel beeindruckten: Kolo Mosers Semmeringlandschaft aus dem Jahr 1913 überstieg die Taxe von 40.000-60.000 Euro deutlich und Oskar Kokoschkas Bleistiftzeichnung von 1908, ein kauernder Mädchenakt, gefiel bei 85.000 Euro (60.000-80.000). Den zweithöchsten Zuschlag erteilte man in der Sektion Zeitgenössische Kunst, für einen Künstler aus dem benachbarten Deutschland. Bereits im Frühjahr 2004 überstieg die Nachfrage für Johann Georg Müllers "Palatina, Abend nach der Lese" die Erwartungen der Experten (45.000-50.000) mit 110.000 Euro sehr nachdrücklich. Aktuell war die mit einer entsprechend adaptierten Schätzung von 100.000-120.000 Euro ausgestattete Arbeit von 1978 im Angebot gestanden - aber auch diesmal fiel die endgültige Entscheidung bei einem Vielfachen, konkret erst bei 280.000 Euro. Die Auktionswoche wird fortgesetzt: Jugendstil & angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts (31. Mai 2006) Möbel & dekorative Kunst (31. Mai 2006) Silber (1. Juni) Ölgemälde & Aquarelle des 19. Jahrhunderts (1. Juni) Juwelen (2. Juni) Armband & Taschenuhren (2. Juni)
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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