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Zwischenbericht zur 4. Auktionswoche im Dorotheum

Beste Auktionswoche in der Geschichte des Dorotheums? Diese Headline ist keine unbekannte und kann sich in einer Saison schon mal wiederholen. Die bisherige Messlatte hatte sich das Dorotheum mit netto 7,38 Millionen Euro im Juni 2005 gelegt. Aktuell beläuft sich die Summe der Meistbote des letzten Versteigerungsreigens dieses Jahres auf 6,98 Millionen Euro. Sofern die ausständigen Sitzungen der Sparten Jugendstil (Donnerstag 1. Dezember) sowie Juwelen & Uhren (Freitag 2. Dezember) mehr als 400.000 Euro einspielen, setzt man sich über das Ergebnis der zweiten Auktionswoche hinweg. Rekordhagel Der seit Anfang dieser Woche hereinprasselnde Rekordhagel hat jedenfalls nur Gutes im Sinne. Kein Grund zur Sorge für die heuer schon Überschwemmungs-geprügelten Versicherungskonzerne, sondern nur helle Freude auf Seiten der Branche und der verantwortlichen Fachleute. Sein Ergebnis vom Mai vergangenen Jahres (600.000) konnte Georg Ludwigstorff, Silber-Experte, nicht wiederholen, über jenes im Juni (580.000) setzte er sich allerdings genauso hinweg wie über den Nettoumsatz Vergleichsveranstaltung im November 2004 (537.000). Und weil ein Ruf schon mal verpflichtet, verteidigte er mit der am 28. November 2005 erzielten Verkaufsquote (74 Prozent) den internen Titel der statistisch beste Verkäufer zu sein. Den höchsten Zuschlag der Sitzung vergab man bei 28.000 Euro an einen französischen Bieter für einen Straßburger Hochzeitspokal von 1601, gefolgt von einem Paar Augsburger Kerzenleuchter, das einem Bieter entgegen den taxierten 14.000-18.000 Euro dann derer 25.000 wert war. Italien-Boom Einen Italien-Boom der anderen Art löste das eine oder andere im umfangreichen Angebot der Sektion Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst versteckte Exponat aus. Mario Schifanis in Mailands sommerliche Hitze akquirierte Mischtechnik aus dem Jahr 1965 lockte gleich eine stattliche Anzahl von internationalen Bietern. Mit dem Rekordzuschlag von 300.000 Euro - die Schätzungen waren bei 140.000-180.000 gelegen - für "New York City 65" schloss man an die seit zehn Jahren für diesen Künstler kontinuierlich steigende Umsatzentwicklung des weltweiten Auktionsmarktes an. Zum Vergleich: 1997 erzielten 97 seiner Werke laut "Artprice" insgesamt 204.000 Euro - 2004 stieg das Gesamtergebnis auf mehr als eine Million Euro für 384 Arbeiten. Am Ende der Sitzung war das Dorotheum allerdings um einen weiteren Rekord reicher. Mit einem Nettoergebnis von 3,16 Millionen überbot man den erst im Mai erzielten Umsatzrekord dieser Sparte (2,5 Mio) um Längen. Dazu trugen freilich auch lokale Größen bei, etwa Egon Schiele (Mädchenakt von 1918, 240.000 Euro) oder Alfons Walde (Skifahrer bei der Alm von 1933, 190.000 Euro). Empfangskomitee für Waldmüller Anderntags lobte man die Sparte Gemälde des 19. Jahrhunderts aus, die trotz zu erwartender Höhepunkte dann auch noch Überraschungen bereit hielt. Dass die Sektion süßlicher Leinwandschöpfungen derart boomt, mag Ästheten in ihrem Grundfesten erschüttern. Aber die Nachfrage bestimmt eben den Preis und dieserart spielte nicht nur die Hunde-Kätzchen-Fraktion von Carl Reichert ein Mehrfaches der Taxen ein: 22.000 Euro lautete das Meistbot für sein Pudelpaar (je 5000 bis 7000), 3600 Euro war einem Saalbieter der mit Maschenhäubchen ausgestattete "Katzendoktor" (2000-3000) wert. Für Ladislaus Wladislaw von Czachorskis Salonstück "Das Schatzkästchen" hatten sich nicht weniger als zwölf Telefonbieter angemeldet, die gemeinsam mit derer sechs im Saal die Gebote von 40.000 auf 180.000 Euro schraubten. Vergleichsweise schnell war der Zauber um das Highlight der Auktion, Ferdinand Georg Waldmüllers "Die unterbrochene Wallfahrt (Die Hilfeleistung)", vorbei:850.000, 950.000 am Telefon, der Zuschlag erfolgte bei 1,1 Millionen zugunsten Johann Kräftners im Namen der fürstlichen Sammlung Liechtenstein. Bald schon, so versichert der erfreute Käufer, wird es in Vaduz zu sehen sein, dort wo das Empfangskomitee in Form der Ausstellung "Biedermeier im Haus Liechtenstein" (bis 27. August 2006) bereit steht. Ebenso in die Sammlung des Fürsten wechselte Hans Makarts um 1875 gemaltes Großformat "Der Araber", allerdings setzte man sich hier erst deutlich über den angesetzten Taxen (80.000-90.000) bei 190.000 Euro durch. Bei einer Verkaufsquote von 55 Prozent summierten sich die Zuschlage auf netto etwas mehr als drei Millionen Euro und damit dem besten jemals in dieser Sparte erzielten Umsatz (brutto 3,69 Mio).
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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