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In Gesellschaft von Bestsellern

Nachlese zur 51. Auktion "im kinsky": Waldmüller teuerstes Gemälde, Hals jenes mit der höchsten Steigerungsrate. Am Dienstag Abend des 12. Oktober, gegen 18.20 Uhr, manifestierte sich mit dem Zuschlag des Frans Hals zugeschriebenen Bildnis bei 440.000 Euro eine der Sternstunden österreichischer Auktionsgeschichte (siehe artmagazine 12.10.2004). Und zwar weniger wegen der Zuschlagshöhe - denn die wurde von Waldmüller getoppt - als wegen der vorzüglichen Steigerungsrate (um das 22-fache des unteren Schätzwertes) und einem wichtigen Zeichen für heimische Einbringer: Wien hat sich in der Sparte Alter Meister definitiv als seriöser Marktplatz etabliert und die internationale Klientel riskiert sehr wohl Seitenblicke auf das hier unterbreitete Angebot. In diesem Fall lieferte sich ein amerikanischer Sammler und eine Galerie aus der Schweiz im Namen eines Sammlers ein heftiges Bietgefecht und hob das Meistbot von 20.000 auf 440.000 Euro. Insgesamt trieb der Hammer an der Freyung an diesem Abend für 59 Prozent der Offerte 3,7 Millionen Euro netto ein. 870.000 Euro für Waldmüller Den höchsten Zuschlag der 51. Auktion verbuchte Otto Hans Ressler für das Waldmüller-Gemälde "Das Ende der Schulstunde": Am 2. Mai 2001 hatten Giese & Schweiger das Gemälde für damals umgerechnet etwas mehr als 670.000 Euro aus London (Christie`s) nach Wien zurückgebracht. Anlässlich der Hofburg Messe für Kunst und Antiquitäten war dieses, eines seiner Hauptwerke im darauf folgenden Herbst zu bewundern. Der damals veranschlagte Preis: umgerechnet mehr als 1,7 Millionen Euro. Jetzt trennte man sich von dem fast drei Jahre lang genutzten Werbefaktor, auch, um wieder mit dem damit gebundenen Kapital arbeiten zu können. Als Taxe legte man im Palais Kinsky 850.000 bis 1,4 Millionen Euro fest, wobei der Rufpreis mit 700.000 deutlich darunter lag. Für letztlich 870.000 Euro (Kaufpreis 1,06 Mio) sicherte sich eine österreichische Kunstliebhaberin das Bild - und sie erwarb ein paar Positionen später für 180.000 Euro auch das mehrfach ausgestellte "Am Kanal" der Stimmungsimpressionistin Tina Blau. Kein Interesse an Klimt und Schiele Zu den weiteren beachtenswerten Ergebnissen zählen etwa 45.000 Euro für Johann Baptist Reiters 1847 geschaffene "Dame in Negligé", das in die Sammlung der Österreichischen Galerie im Belvedere wechselte, für 150.000 Euro Carl Schuchs "Blumentopf mit weißen Azaleen und Stiefmütterchenkorb" sowie Franz Sedlaceks "Industrielandschaft" von 1934 deutlich über den Erwartungen (50.000-100.000) bei 130.000 Euro. Und trotzdem das Meistbot im Bereich der angesetzten Taxen lag (30.000-60.000) musste sich Olga Wisinger-Florian mit ihrem malerisch hervorragenden "Allerheiligen" bei 40.000 Euro deutlich unter ihrem tatsächlichen Wert geschlagen geben. Unbeboten blieben übrigens die Zeichnungen von Egon Schiele und Gustav Klimt. Platzwechsel Weniger spektakulär zeigte sich die Nachfrage in der Kategorie Zeitgenossen. Ein Großteil des Saalpublikums hat sich vor dem Aufruf des ersten Exponates bereits Richtung privater Abendgestaltung verabschiedet, abgelöst durch einige wenige rein an der Kunst nach 45` Interessierten. Den (Sitz)Platz von Rudolf Leopold übernahm nicht nur symbolisch Agnes Essl. Für ihre Sammlung sicherte sie sich bei 30.000 Euro etwa Josef Pillhofers Bronze "Hammurabi". Dass Ernst Fuchs im Alter von 16 Jahren vielleicht willig war, dabei aber noch eher ungeübt im Festhalten der charakteristischen Physiognomie einer Porträtierten, quittierte der aktuellen Publikumsgout bei der Darstellung Helene Palmerios (5000-10.000) mit Nichtbeachtung. Dieses Schicksal teilte sich Fuchs mit Rudolf Hausner (Abendlandschaft, 1959) oder Hans Fronius (Arles, 1963). Als Bestseller outete sich dagegen Markus Prachensky: jede seiner acht angebotenen Arbeiten wechselte den Besitzer, darunter für 17.000 Euro "Ladas, Luras, Bilella" aus dem Jahr 1994. Die Nachfrage an Werken von Max Weiler zeigte sich da weit selektiver: für nur sieben der insgesamt elf Positionen erteilte man den Zuschlag - den höchsten bei 130.000 Euro für das 1953 entstandene "Kelch und Blume".
Mehr Texte von Olga Kronsteiner

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