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Jeremy Deller - Warning Graphic Content: Farage in Prison

Farage in Prison“ steht in schwarzen Lettern auf einem Poster zu lesen. Es könnte eine Zeitungsschlagzeile sein, aber auch wenn manche es sich gewünscht haben mochten, Nigel Farage für die negativen Folgen des von ihm initiierten „Brexits“ zur Verantwortung zu ziehen, bleibt es eine fiktive Aussage. Geschaffen hat das Plakat der britische Künstler und Turner-Preisträger Jeremy Deller im Jahr 2019. Die Auflage von 100 Stück war zur Unterstützung der Londoner Bar The Social gedacht um sie vor der Schließung zu bewahren. Gleichzeitig bezieht sich  der Schriftzug auf den ursprünglich für 2019 geplanten Austritt Großbritanniens aus der europäischen Union und hat auch noch eine persönliche Seite: Nigel Farage besuchte die selbe Schule in einem klar rechtsgerichteten Umfeld im Süden Londons, nur zwei Klassen vor Jeremy Deller.

Es ist lange her, dass eine Einzelausstellung Jeremy Dellers in Wien zu sehen war. Im Jahr 2005 zeigte die Bawag Foundation Dellers Film „The Battle of Ogreave“, ein Re-Enactment der brutalen Niederschlagung des Bergarbeiterstreiks in der kleinen Gemeinde Ogreave durch die Polizei im Jahr 1984. (--> das artmagazine berichtete) Nun ist er zu Gast am Franz Josefs Kai 3, mit einer Retrospektive seiner grafischen Arbeiten von 1993 bis 2023.

Das Plakatwand-große „Welcome to the Shitshow!“, in fetten Lettern gedruckt auf die Britische Flagge, das die Besucher:innen der Ausstellung begrüßt, erschien ursprünglich zur Frieze Art Fair 2019 für das Art Newspaper. Im Raum hin zur Wiesingerstraße hängt ein ähnlich großes Plakat, das die Vetternwirtschaft in Großbritanniens Politik anprangert: Cronyism is English for Corruption. Dazwischen hängen Sprüche über- unter- und nebeneinander, locker hingeworfen, ohne Chronologie und manchmal beinahe zeitlos: „Prince Harry kills me“ wurde schon 2014 und nicht erst zu den aktuellen Skandalen und Skandälchen produziert.

Schon der Ausstellungstitel „Warning Graphic Content“ ist eine Anspielung auf diverse Triggerwarnings die mittlerweile auch die Kunsträume bevölkern und zart besaitete Gemüter davor schützen sollen, von der Kunst zu sehr aufgewühlt zu werden. Der klassische Whitecube ist allerdings ohnehin nicht Jeremy Dellers bevorzugter Ort für seine Kommentare. Im öffentlichen Raum oder in Zeitungsanzeigen erscheinen Dellers Botschaften meist ohne Signatur oder anderen Hinweis auf seine Urheberschaft und schaffen eine wunderbar hintergründige Irritation, die sich im Gedächtnis einnistet. „Wir alle tragen politische oder soziale Verantwortung. Künstler zu sein, bedeutet in dieser Hinsicht nichts Besonderes“, meint Deller bescheiden und doch gehen einzelne Aussagen unter die Haut und lösen eine Fülle von Assoziationen aus, wie das 2020 gedruckte „Tax Avoidance Kills“. In diesem Umfeld bekommt sogar das klassische „HOME SWEET HOME“ etwas Bedrohliches.

Von der Bedeutung der Musik für Deller zeugen nicht nur die legendären Auftritte mit der Blasmusik von Acid Brass (2005 in Wien) sondern in der Ausstellung auch Liebeserklärungen an Musiker wie den Bassisten Holger Czukay („Lang lebe Holger Czukay“) und die Plakatserie von 10 Stück mit fiktiven Ankündigungen für Ausstellungen z.B. über David Bowie oder Keith Moon, den Schlagzeuger von The Who. Vier davon wurden übrigens mittlerweile wirklich realisiert.

Im Untergeschoss läuft noch der jüngste Film Dellers, der über eines der wertvollsten Bücher Großbritanniens, die Lindisfarne Gospels aus dem 8. Jahrhundert und seiner Reise vom Londoner Museum zum Ursprung seiner Entstehung im Norden Englands erzählt. Mehr dazu erzählt Jeremy Deller im Interview.

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Am 14. April ist Jeremy Deller nochmals in Wien. Das Gartenbaukino zeigt ab 18:15 Uhr drei von Dellers Filmen: Putin’s Happy (2019), Everybody In The Place (2018), Our Hobby Is Depeche Mode (2006). --> Information und Tickets hier

Für die Ausstellung hat Jeremy Deller den neuen Print "f ist für..." produziert, der in der Ausstellung zum Preis von € 250,- erworben werden kann.

Mehr Texte von Werner Remm

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Jeremy Deller - Warning Graphic Content
03.03 - 07.05.2023

FJK3 – Raum für zeitgenössische Kunst
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
Email: office@franzjosefskai3.com
http://www.franzjosefskai3.com
Öffnungszeiten: Mi-So 12-18, Fr 12-20 h


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