
Mapping Terrains: Im kalten Polar
Der Begriff des „Mapping“ ist schon fast ein Modewort in der Kunst: Körper, Städte, Räume, Archive, alles wird hier – nun ja, was eigentlich? Mit „Vermessen“ scheint das Wort nur unzureichend übersetzt, das Lexikon bietet „eine Karte anfertigen“ dafür an. „Mapping terrains“ nennt sich die aktuelle Ausstellung im arcc.art, kuratiert von Walter Seidl. Strecken, Verhältnismäßigkeiten, geografische Bedingungen werden hier künstlerisch übersetzt.
Dabei blicken die Künstler über den irdischen Raum hinaus. Robert Bodnar lässt eine Kamera rotieren und automatisiert Bilder schießen; auf diese Weise entsteht eine abgehackte, filmische Abfolge von Fotos, in der die Sonne stets an einem fixen Punkt im Bild stehen bleibt – eine technische Spielerei mit schönen Bildern, die aber nicht allzu viel darüber hinausreicht. Das Duo Nicole Six und Paul Petritsch fertigten einen Globus in Form eines schwarzen Balls, über dessen Mitte eine Linie führt, entlang der etappenweise die Strecke des Welt-Umfangs notiert ist; in einiger Entfernung liegt, maßstabsgetreu, der Mond. Eine Sonnenkugel müsste dementsprechend 80 Meter Durchmesser haben – die enormen Dimensionen werden so vor allem ex nihilo demonstriert. Extreme interessieren die beiden schon lange – das zeigt sich auch in den zarten Prints, die Wege früher Polarforscher nachzeichnen, ein Highlight der Schau. Schwebende, komplexe Gebilde zeigen längere Expeditionen an, kurze Linien einen vorzeitigen Tod im Eis – und damit eine besondere Tragik. Tomas Eller dagegen vermisst auf seinen Fotos Distanzen im Gletscher: Lange Bänder werden im Eis montiert, ohne dass sich erschlösse, zu welcher Art von Messung sie dienten. Und Andrea Ressi übersetzt das, was man auf dem Weg zwischen Praterstern und Flughafen durch das Fenster des Zuges sieht, in piktogrammartige Kompositionen.
Weniger deutlich wird, warum Ressis abstrahierten Grundrisse von architektonischen Strukturen hier präsentiert werden; ebenso wenig entspricht offensichtlich die künstlerische Intention von Ellers zerschossener Metallplatte – eine beeindruckende skulpturale Arbeit ist – dem Thema der Ausstellung. Ein etwas enger gefasster Fokus hätte ihr daher gut getan.

07.07 - 31.08.2017
Galerie ARCC.art
1070 Wien, Kaiserstraße 76
Tel: +43 1 956 03 41
Email: ahoi@arcc-art.com
https://www.arcc-art.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 13-18 h