Werbung
,

Monopol(y)

Das Kunstheft Monopol wurde jetzt von dem Chefredakteur des politischen Magazins Cicero und seinem Stellvertreter „übernommen“ - und die Belegschaft drastisch abgebaut. Der Anfang vom Ende? Eine Erfolgsstory sieht anders aus: Gründungsredakteur Florian Illies (Autor von „Generation Golf“) finanzierte, so hörte man damals aus allen Ecken, sein Magazin Monopol, ein anno 2004 scheinbar zeitgemäßes Hybrid aus Kunst- und Lifestylepublikation, mit dem Geld seines vermögenden Schwiegervaters. Als der wohl den Geldhahn zudrehte, übernahm das Schweizer Verlagshaus Ringier den Laden, wie es hiess als „Abschreibeobjekt“ und schon bald kursierten Gerüchte von „geschönten“ Auflagenzahlen. Jetzt aber übergab, die Rede ist sowohl von „verkaufte“ wie von „verschenkte“, Ringier das Magazin an den Cicero-Chefredakteur Christop Schwennicke und seinem Stellvertreter Alexander Marguier - die Verluste rechneten sich wohl dann doch nicht mehr. Unter anderem dem Monopol-Chefredakteur Holger Liebs kostet das den Job, man munkelt gar, die Belegschaft sei um mehr als die Hälfte geschrumpft. So weit die Gerüchteküche. Interessant aber ist dieser Fall, im doppelten Sinn des Wortes, weil er ein Licht wirft auf das Problem des Überlebens, das wohl mehr oder weniger alle Kunst-Printmagazine heuer haben. Die Konkurrenz aus dem Internet fällt da in erster Linie ins Gewicht. Kostenlos vor allem und aktueller als monatlich oder dreimonatlich erscheinende Magazine berichten diverse Webseiten und Blogs, zum Teil von Printmedien wie Art oder Artreview selbst betrieben, über Kunst, dieses zudem meist kritischer als die u. a. von Anzeigenkunden abhängigen Printerzeugnisse. Signifikant in diesem Kontext, dass das Magazin Frieze sein Geld nicht zuletzt mit den von ihm organisieren Messen und weniger aus dem Verkauf seines Heftes verdient und dass das Berliner Magazin Spike seit Jahren von österreichischer Kulturförderung über Wasser gehalten wird. Nicht unbegründet ist daher die Angst, dass der Fall Monopol über kurz oder lang wohl kein Einzelfall bleiben wird.
Mehr Texte von Raimar Stange

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Was ist die Nachricht?
Dirk Sindermann | 19.03.2016 03:13 | antworten
Hm. Den Vorwurf, dass Printmagazine nicht kritisch sind, gibt es ja nun schon lange. Aber als langjähriger Monopol-Leser habe ich den Eindruck nicht. Habe diverse Ausstellungsverrisse dort gelesen. Auch finde ich es schwierig, dass Monopol jetzt schon beerdigt wird. Oder irre ich mich? Bei Herrn Stange schwingt m.E. ein Begräbnisreden-Ton mit. Sehe ich nicht ein: Wieso bedeuten Änderungen im Verlag und Personal das Ende eines tollen Magazins? Schauen wir uns doch mal die nächsten Ausgaben von Monopol an!

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: