
Andrea Winklbauer,
Die 50. Biennale von Venedig: Einen Hut für Francesco Bonami
Die 50. Biennale von Venedig macht vor allem eines klar: Dieses Festival benötigt dringend einen Relaunch. Nicht nur, dass die ganze Veranstaltung eine unüberblickbare und offensichtlich auch für die Organisatoren kaum noch zu bewältigende Dimension angenommen hat, selbst das ursprüngliche Konzept der Nationenpavillons ist inzwischen stark zu hinterfragen. Kommt dann noch ein Direktor wie Francesco Bonami hinzu, der seine Flöhe einfach aus dem Sack hüpfen lässt, und eine Lobby, die nichts als viele Besucher will, steigert sich das Chaos zum Exzess.
Die einstige "Serenissima" ist ohnehin bereits seit langem Euro-Disney Nummer Eins. Nun ist auch noch die Biennale zum Themenpark verkommen: Hier altes Gemäuer, da neue Kunst. Das diesjährige Thema "Träume und Konflikte - Die Diktatur des Betrachters" ist so beliebig, dass man einfach alles reinstopfen kann. Und genau das ist auch geschehen. Im Arsenale waren mehrere KuratorInnen, darunter Catherine David und Hans Ulrich Obrist an der Gestaltung einzelner Zonen beteiligt, die im Gesamten nur den Eindruck größtmöglicher Quantität und Beliebigkeit hinterlassen. Am beliebigsten ist die von Bonami selbst kuratierte Abteilung "Clandestine".
Ebenfalls von Bonami wurde die einzige Ausstellung zur Geschichte der Biennale gestaltet. "Malerei: Von Rauschenberg bis Murakami, 1964-2003" im Museo Correr ist nichts anderes Namedropping. Außer dass die beteiligten Künstler alle im genannten Zeitraum auf der Biennale vertreten waren, gibt es keinerlei Anhaltspunkte, was die Zusammenschau besagen soll.
Die Länderpavillons sind eine Sache für sich. Nur ein Nationenvertreter hat begriffen, dass die alten Thesen nicht mehr tragen. Santiago Sierra ließ den spanischen Pavillon bis auf einen Hintereingang vermauern. Nur wer einen spanischen Reisepass besitzt, darf ihn betreten. Beim venezulanischen Pavillon konnte man - aus anderen Gründen - etwas Ähnliches beobachten: Plakate und Bänder wiesen darauf hin, dass die Revolutionsregierung den Pavillon zensuriert hat. In den übrigen Ausstellungen der Nationen ist bessere oder schlechtere Kunst zu sehen. Echte Begeisterung kommt aber nirgends auf. Auch nicht bei Christoph Schlingensiefs Beitrag der "Church of Fear".
Alles ist Stückwerk, das weder hinten noch vorne auch nur irgendwie zusammen passt. Jeder hat seinen Claim und macht, was ihm gefällt. Vom großen Wurf fehlt jede Spur. Hat irgend jemand einen Hut zuviel? Francesco Bonami sollte ihn nehmen.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer
Die 50. Biennale von Venedig
15.06 - 02.11.2003
Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11
15.06 - 02.11.2003
Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
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