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Der Stoff aus dem die Götter sind

Christina Aguilera hat ihre Hausaufgaben gemacht. "Fighter" ist die dritte Single-Auskoppelung aus ihrem aktuellen Album "Stripped". Schon die Clips zu den ersten beiden Singles unterschieden sich stark voneinander: Das Video zu "Dirrty" zeigte noch eine halbnackte, powackelnde Aguilera im peinlichen Shakira-Stil. Schon besser ist die MTV-Bilduntermalung zu "Beautiful", einem Appell gegen die Macht der Schönheitsideale, in dem man prototypische Bilder von Menschen sieht, die mit ihrem Äußeren unglücklich sind. Das neueste Video stammt von der Regisseurin und Künstlerin Floria Sigismondi und fügt diesem engagierten Image nun auch noch Tiefe und Komplexität hinzu. Dabei ist die Aussage von Song und Clip recht simpel: Eine Frau, der weh getan wurde, bricht aus ihrer Situation aus, verwandelt sich und wird zu einem neuen, starken Wesen, einem "fighter". Die visuelle Umsetzung bedient sich naheliegender Metaphern. Gleich das erste Bild zeigt einen Falter - derzeit im Clip-Genre ein beliebtes Motiv. Aus dem gebauschten schwarzen Satinumhang, unter dem sich Aguilera in der ersten Szene wie ein Käfer bewegt, ragen überdimensionale Stecknadeln, die an die Aufbewahrung in einer Schmetterlingssammlung denken lassen. Doch Aguilera entledigt sich der Nadeln und aus der schwarzen Hülle schlüpft eine weiße Gestalt, die in mehreren Einstellungen und durch geschickte Schnitte ausgiebig mit den um sie flatternden Faltern gleichgesetzt wird. Am Schluss erscheint die verwandelte Aguilera auf einer anderen Realitätsebene in einem Kostüm in Rot und Schwarz als erotische, selbstbewusste, handlungsfähige Frau. Floria Sigismondi zitiert, was das Zeug hält. Die Fetisch-und-Krücken-Ästhetik der drei schwarzgewandeten Punk-Ballerinas im Hintergrund ist David Cronenbergs "Crash" entlehnt, das Styling der weißen Aguilera James Whales "Bride of Frankenstein". Francis Ford Coppolas "Dracula" stand ebenso Pate wie die traditionelle japanische Kultur oder der märchenhafte Clip zu "Shape" von den Sugababes. Mit "Fighter" wirft Sigismondi ein schillernd schönes Bildgewebe auf eine bis dahin eher blasse Projektionsfläche und gibt ihr damit, was eine Pop-Queen braucht. Et la femme créait une déesse. www.christinaaguilera.com www.rcarecords.com www.floriasigismondi.com
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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