Nina Schedlmayer,
Teufelskerl!
Was haben wir gelacht! Hat doch der Beltracchi, dieser Schlawiner, mal wieder jemand reingelegt. „Wo haben wir da letztens dieses Bild von mir gesehen, in der Albertina?“, fragte er in der Talkshow seine Frau. Das Publikum fand es lustig, auch der Moderator amüsierte sich offenkundig prächtig, hakte dann aber doch nach. Worauf Beltracchi großzügig anbot, dass ihn ohnehin jeder Museumsdirektor kontaktieren könne, sollte er einen Fälschungsverdacht hegen. Dieser Teufelskerl, dieses Genie! Wie der den Kunstmarkt mit all seinen aufgeblasenen Fatzkes und Klugscheißern, diese Experten und Händler, Sammler und Museumsleute an der Nase herumführt, das muss ihm mal jemand nachmachen!
Neben derartiger Kühnheit verblasst selbst ein Daniel Kehlmann. Der Meisterfälscher porträtierte den Meisterschriftsteller – in Ermangelung eines eigenen Stils wählte er jenen von Giorgio de Chirico – wie auch andere Künstler in einer Serie auf 3sat. Man unterhielt sich über künstlerische Selbstzweifel. Kehlmann, sichtlich geplagt davon, fragte seinen ihm quasi ebenbürtigen Künstlerkollegen, ob ihn solche bisweilen ebenfalls befielen. Die Antwort war zu erahnen: Natürlich nicht! Der arme Kehlmann wirkte neben dem vor Selbstbewusstsein strotzenden Bildermaler plötzlich wie ein Weichei. Fernsehserien, Talkshows, Häfentagebücher, Interviews, Dokumentarfilme, und Hollywood hat sicher auch schon angeklopft: Die Geschichte um den tolldreisten Herrn B. und seine Frau ist ein Megaseller.
Nur einen kleinen Schönheitsfehler hat die Sache: Der Mann ist ein Verbrecher (zugegeben: einer, der seine Strafe abgesessen hat). Nach seinem Talkshow-Auftritt fand der Herr Starfälscher zwar genug Zeit, dem ORF ein Interview zu geben. Die Muße, Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder über das angeblich von ihm gemalte Bild, das angeblich als Leihgabe in einer Max-Ernst-Ausstellung war, aufzuklären: Die fehlte ihm dann. Bis heute, drei Wochen später, blieben jegliche Kontaktversuche erfolglos. Die Worte, mit denen ihn Schröder bedachte („Lügner, Selbstvermarkter, Betrüger“), gaben all den Beltracchi-Huldigungen endlich Kontra. Und eigentlich sollte das pinselnde Genie auf der nächsten Polizeiwache einvernommen werden anstatt im Fernsehen Männchen zu machen.
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