Nina Schedlmayer,
Synergieeffekte?
Unlängst zum Thema Weltmuseum, vormals Museum für Völkerkunde, im Archiv gekramt: Und täglich grüßt das Murmeltier. Einmal wurde gekürzt, dann wieder scheiterte die Zusammenlegung mit dem Volkskundemuseum, weil dieses nicht auch noch Teil des KHM-Komplexes werden wollte, plötzlich war kein Geld da, dann auf einmal wieder doch, irgendwann kündigte der Direktor (oder wurde er quasi rausgetreten?), ein neuer kam, der Termin der Wiedereröffnung wurde von Jahr zu Jahr verschoben. Und plötzlich geschah das Wunder: 27 Millionen sollten insgesamt investiert werden, damit das Haus endlich den regulären Betrieb wieder aufnehmen könne – nach eh erst 15 Jahren Schließzeit sollte die Schausammlung nächstes Jahr wieder eröffnen.
Zu diesem Zeitpunkt, es war das Jahr 2013, waren einige schon reichlich misstrauisch geworden. Wird das Museum tatsächlich wieder eröffnen? Was, wenn die Mittel doch nicht vorhanden sind? Wenn sich die politischen Zuständigkeiten ändern, und dann nicht mehr die Roten, sondern die Schwarzen die Kultur verwalten? Nicht jeder glaubte den Beteuerungen von Claudia Schmied, die sich als zuverlässige Partnerin für die Kultur feierte. Auf Nachfragen reagierte das Ministerium aber stinksauer. Wie könne man unterstellen, dass die Pläne platzen könnten? Es gäbe doch die Zusage!
Leider war Misstrauen angebracht. Nicht 2015, erst 2017 soll wieder eröffnet werden, nicht 4.600, sondern 3.900 Quadratmeter soll das Museum groß sein. Wobei auch das nicht ganz den Tatsachen entspricht: Denn die Sonderausstellungsräume, etwa 1400 Quadratmeter, sind gar nicht dem Weltmuseum selbst gewidmet, sondern dem gesamten KHM-Verbund. Das bedeutet, dass sie eben auch von allen anderen Abteilungen des Hauses genutzt werden können. Natürlich beteuert man im KHM, dass das ohnehin nicht so häufig geschehen werde, dass das außerdem eh schon vorher so war, dass das Weltmuseum leider ohnehin nicht so viel Mittel für Sonderausstellungen habe (mit vier Millionen Euro Basisabgeltung rangiert das Haus mit seinen 200.000 Objekten im Bereich der Kunsthalle Wien; die anderen Bundesmuseen erhalten das Doppelte oder mehr). Kooperation ist die Devise, Synergieeffekte sollen sich einstellen!
Bisher ist das Weltmuseum nicht unbedingt gut gefahren damit. Und ein Sonderausstellungsraum, in dem einmal antike Skulpturen und dann wieder ethnografische Objekte gezeigt werden, besitzt nicht wirklich ein klares Profil. Natürlich kann es sein, dass all das seriös und sensibel betrieben wird. Dennoch verliert das Weltmuseum wieder ein Stück Eigenständigkeit. Sollte es überhaupt beim aktuellen Vorhaben bleiben. Denn, wie gesagt: Täglich grüßt das Murmeltier. In dieser Chronik des Skandals.
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1 Posting in diesem ForumSic transit ...
Günter Stickler | 24.02.2015 03:25 | antworten
Als Kind war ich dort fast jeden Sonntag und habe dabei viel über fremde Kulturen gelernt. Aus jüngster Zeit ist mir neben langen Jahren der Schließung und einer vollkommen unverständlichen Umbenennung nur eine Ausstellung über chinesische Abzeichen der Mao-Zeit aus der Privatsammlung des ORF-Korrespondenten Opletal in unangenehmer Erinnerung. Die gegenwärtigen Vorgänge zeigen, wie weise es von der Leitung des Volkskundemuseums war, sich nicht dem KHM-Verbund auszuliefern ...
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