
Nina Schedlmayer,
Alberto Giacometti - Pionier der Moderne: In der Strömung
So leer sah man diesen Raum selten: Für ihre Giacometti-Ausstellung räumte das Leopold-Museum den ersten Saal seiner unterirdischen Ausstellungsräume ziemlich leer – um ihn mit nur fünf Skulpturen und einigen Fotografien des Schweizer Bildhauers zu bestücken. Die hoch aufragenden, stilisierten Figuren, hier teils in geradezu monumentalen Versionen, das Markenzeichen von Alberto Giacometti (1901–1966), entwickelte dieser erst recht spät in seiner Karriere, wie die von Franz Smola und Philippe Büttner hervorragend kuratierte Ausstellung zeigt – die man wohl auch „Giacometti und seine Zeitgenossen“ nennen hätte können, steckt sie doch voller Querverweise auf dessen Wegbegleiter. So etwa im Fall seiner frühen kubistischen Skulpturen, in denen geometrische Formen einander durchdringen – und die hier ergänzt werden von zeitgleich entstandenen Arbeiten anderer Künstler, etwa Jacques Lipchitz, Henri Laurens, Pablo Picasso.
Auch der Surrealismus ging nicht spurlos an Giacometti vorüber: So ähneln seine nahezu abstrakten Reliefs den Plastiken von Max Ernst. Erst weiter hinten in der Ausstellung wird die Genese seiner langgezogenen Figuren geklärt, die er aus einer künstlerischen Krise heraus entwickelte. Frauen bilde er ausschließlich ruhig stehend, Männer dagegen nur in Bewegung ab, erklärte Giacometti einmal – ein Weltbild, das ihn gendermäßig nicht gerade als aufgeklärt ausweist; andererseits besitzen auch seine vielen männlichen „Schreitenden“ nicht recht viel Spielraum, wirken sie doch stets fest im Sockel verankert. Als nicht ganz so instruktiv erweist sich der vorletzte Raum der Ausstellung, in denen umgekehrt Giacomettis Einfluss auf nachfolgende Generationen unter Beweis gestellt werden soll – allerdings sind die Beispiele nicht gerade so gewählt, dass die Bezüge nachvollziehbar wären.
Dennoch: Der Bruch mit der üblicherweise monolithische Präsentation von Künstlerin in ihren Einzelausstellungen erweist sich als überaus produktiv: Das Ergebnis ist ein facettenreicher Blick auf das Oeuvre eines Künstlers, der noch immer recht eindimensional wahrgenommen wird. Darüber hinaus wird nebenher noch eine kleine Geschichte der historischen Avantgarde – oder zumindest einiger ihrer relevanten Strömungen – erzählt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Alberto Giacometti - Pionier der Moderne
17.10.2014 - 26.01.2015
Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h
17.10.2014 - 26.01.2015
Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h