Nina Schedlmayer,
Über Geld
Nicht immer kommen schockierende Nachrichten aufsehenerregend daher. Womit sonst will man etwa einen Vorschlag eines ÖVP-Nationalratspräsidenten bebildern – als mit einem Foto von ebendiesem? Doch wer den dazugehörigen Artikel in den Tageszeitungen las, dem konnte Angst und Bange werden. Denn der Politiker schlug vor, dass manche Vorgänge im Parlament geheimer werden sollten. Könnten schließlich Interessen, etwa von Unternehmen, verletzt werden, wenn allzu viel nach draußen dringe. Dabei ist Österreich ohnehin schon peinliches Schlusslicht in Sachen Informationsfreiheit (siehe dazu etwa www.informationsfreiheit.at/warum-wirs-wollen).
Zwar ist in all diesen Diskussionen nie von der Kunst die Rede. Doch auch deren Institutionen sollten zu mehr Offenlegung gezwungen werden. Schließlich werden sie zu wesentlichen Teilen von öffentlichen Geldern finanziert – Ausgliederung hin oder her. Die unfeine Frage nach Gehältern von Chefs und Chefinnen wird bestenfalls im Fall der Bundesinstitutionen beantwortet. Aber schon wer wissen möchte, wie viel ein Kunsthallendirektor oder Schauspielhausleiter in Wien verdient, bekommt derartige Informationen bloß freiwillig. Eine Bekannte, die in einem Bundesmuseum arbeitet erklärte mir mal auf meine diesbezügliche Frage, dass es ihr per Vertrag verboten sei, darüber zu sprechen. Von der Albertina wollte ich einmal wissen, wohin die Kunstwerke verschwunden sind, von denen in einem RH-Bericht die Rede war. Antwort: Kein Kommentar. Im Vorjahr scheiterte ich daran, eindeutige Zahlen zur Sanierung des Winterpalais zu bekommen. Und welche Berechnungen sich hinter sogenannten „Besucherzahlen“ verbirgt, erfahren wir üblicherweise erst dann, wenn der Rechnungshof im Haus war.
Unlängst kaufte das Land Niederösterreich einen Schatzfund an; um den Preis gab es große Geheimniskrämerei – als würde es sich dabei nicht um öffentliche Gelder handeln; schließlich erfuhr ich ihn doch, und das ist auch folgerichtig: Denn er muss spätestens im Kulturbericht publiziert werden. Doch die Episode sagt einiges darüber aus, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, dass man über Geld, das kulturpolitische Steuerungsmittel schlechthin, einfach nicht spricht.
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