
Andrea Winklbauer,
Carl Fredrik Hill - 777: In sich selbst hinein gebogen
Die Kunst des 19. Jahrhunderts nimmt laut Werner Hofmann eine Sattelstellung ein: Zwischen einer traditionellen Kunstauf-
fassung auf der einen Seite und der Klassische Moderne auf der anderen. Und dann gibt es selbst innerhalb dieser Phase Künstler, deren Werk wesentliche Tendenzen der Moderne sternschnuppen-
artig und Jahrzehnte vor der Zeit vorweg nahm. Einer von ihnen ist der Schwede Carl Fredric Hill.
Der Beginn war eher unspektakulär. Carl Fredrik Hill (1849-1911) setzte sich gegen den Willen seines strengen Vaters durch und besuchte die Stockholmer Kunst-
akademie. 1873 ging er nach Frankreich. Vergeblich versuchte Hill, als Landschafts-
maler zu reüssieren. 1878, im Alter von 28 Jahren, erkrankte er an einer schweren Psychose, von deren Folgen er sich nie wieder erholte.
Die Landschaftsbilder Carl Fredrik Hills sind stilistisch zwischen dem Realismus der Schule von Barbizon und dem gemäßigten Impressionismus eines Sisley oder Pissarro angesiedelt. Zweifellos gehörte Hill zu den Fortschrittlicheren; mit dem, was von seinem Werk vor der Erkrankung bekannt ist, zeigt er Anlass zu schönen Hoffnungen, mehr aber auch nicht.
Ganz anders ist das mit dem Oeuvre nach 1878. Die Krankheit bewirkte eine radikale Veränderung von Hills Bildsprache, vergleichbar den von Werner Hofmann als \"Kunst des Verlernens\" bezeichneten Errungenschaften der Klassischen Moderne, nur, dass Hill diesen Umbruch nicht willentlich vollzog. Die psychische Krankheit bewirkte, dass er in punkto bildnerischer Ausdrucksfähigkeit wie auf einen früheren Zustand zurückgeworfen wurde.
In den linearen, unperspektivischen, formal fast kindlichen Zeichnungen verstecken sich Symbolismen und Vexierbilder: Eine Insel ist zugleich als Totenkopf lesbar, der im See versinkt. In vielen Blättern steht eine angstbesetzte Sexualität im Vordergrund. Die Zahl Sieben dürfte ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen.
Hills Zeichnungen waren Versuche eines in sich selbst hinein gebogenen Menschen, mit dem Außen zu kommunizieren. Doch waren es hauptsächlich erst wesentlich später arbeitende Künstler wie Per Kirkeby oder Georg Baselitz, die darauf zurück kamen, dieses Angebot (für sich) zu nutzen.
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Carl Fredrik Hill - 777
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