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Frieze Masters 2013: Das neue Rad läuft nicht ganz rund

Frieze und Frieze nähern sich an, wenigstens in der Größe. Die Frieze Masters wächst in ihrer zweiten Ausgabe um 20 Teilnehmer auf 120, während die zeitgnössische Muttermesse Frieze London um die gleiche Zahl auf 152 schrumpft. Einen direkten Zusammenhang möchten die Veranstalter verständlicherweise nicht herstellen, doch der eine (Annely Juda, London) oder andere (Frank Elbaz, Paris) hat nach einem Doppelengagement im letzten Jahr heuer der Masters den Vorzug gegeben. Ein Dutzend Aussteller macht beide Messen. Ein kontinentaleuropäischer Aussteller versteigt sich sogar zu der Behauptung, zwei große Kunstmessen für Zeitgenössisches innerhalb einer Woche sei eine zuviel, und er meint damit offensichtlich nicht die Fiac in Paris nächste Woche. Den Gerüchten über Absetzbewegungen schafft da auch keine Abhilfe, dass sich die Frieze-Macher im September erstmals zu einer Road Show bei Sammlern nach Paris begeben haben. Obwohl oder vielleicht gerade weil es bei Frieze Masters viel ruhiger und distinguierter zugeht, scheint sie in London die Wunschdestination vieler Galeristen und Kunsthändler zu sein. Während die Frieze London also unter Druck steht, kann die Frieze Masters gleich an mehreren Stellen punkten. So gibt es auch einige Aussteller, die den Spagat zwischen ihr und PAD, dem Pavillon of Art and Design, üben. Helmut Rasdorfer von der Schweizer Galerie Gmurzynska erklärt seinen unterschiedlichen Zugang zu beiden Veranstaltungen: "Hier zeigen wir eine Museumsschau Wilfredo Lams im getreu nachempfundenen Setting von 1947. Wir wollen Lam ein wenig aus der südamerikanischen Ecke herausholen und wieder europäischen Sammlungen und Museen nahebrinegn. Auf der PAD higegen haben wir einzelne Werke verschiedener Künstler; die Messe liegt mitten im Zentrum und da gehen durchaus auch wohlhabende Leute nach der Arbeit hin, die man im Regent's Park gar nicht sieht." Zu den echten Abtrünnigen von PAD gehört Faggionato. Bei den Londonern gibt es bei ihrer zweiten Teilnahme dieses Jahr unter anderem eine posthum gegossene Giacometti-Büste (Auflage 8) für 6,5 Mio. US-Dollar und ein großes "Rot Blau Gelb" von Gerhard Richter aus dem Jahr 1973 für 4 Mio. Dollar. French and Co. hat die erste Ausgabe abgewartet und sich dann zur Teilnahme entschieden. Das ist eindeutig ein Gewinn, zumindest für die Messe. Das Steckenpferd der Galerie ist die Jahrhundertwende mit ihren vielfältigen Spintisierereien und schrägen Künstlervögeln von den religiösen Halluzinationen des Polen Jacek Malczewski ("Vision des Hesekiel", 650.000 USD) über die schwüle "Kleopatra" Hans Makarts (3 Mio. USD, erworben im Dorotheum - inklusive Provenienzdiskussion) bis hin zu einem dagegen fast unterkühlt wirkenden Alpenpanorama Giovanni Segantinis um 32 Mio. US- Dollar. Viele Händler haben richtig groß aufgefahren. Der Besuch lohnt sich, vor allem für diejenigen Kunstfreunde, die die Highlights in Maastricht auf der Tefaf verpasst haben. Es könnte also der Eindruck entstehen, mit der Frieze Masters hätte Frieze das Messerad neu erfunden. Doch wirklich rund es läuft es (noch) nicht. Offen möchte darüber narürlich wieder kein Aussteller sprechen, denn man möchte ja wieder mitmachen dürfen. Doch die Hoffnungen auf einen gegenüber letztem Jahr höherem Sammlerzuspruch scheinen sich nicht erfüllt zu haben. Mehrere Aussteller berichten sogar vom Gegenteil. US-amerikanische Sammler machten sich rar. Vielleicht fahren die ja tatsächlich lieber zur FIAC. Das wird sich nächste Woche zeigen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Frieze Masters 2013
17 - 20.10.2013

Regent`s Park
London, Parkway/Outer Circle
http://friezemasters.com
Öffnungszeiten: 12-19, So 12-18 h


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