Werbung
,

Olga Georgieva - Unverschämt unwiderstehlich: Die Fäden einer Erzählung

Die Galerie Steinek zeigt in ihrer ersten Ausstellung des Jahres 2013 Arbeiten der jungen bulgarischen Künstlerin Olga Georgieva, frisch diplomiert bei Jan Svenungsson an der Universität für Angewandte Kunst. Betritt man den ersten Raum der Galerie so entdeckt man eine Art Tapete einzeln abgesetzter Bilder, auf denen mit präzisen schwarzen Tuschstrichen Menschen gezeichnet sind. Meist sind sie in Seiten- und Rückenansicht wiedergeben. Körper werden in Augenhöhe des Betrachters arrangiert. Sie lümmeln, scheinen zu warten, lehnen an nicht sichtbaren Mauerwerken - Menschen auf Flughäfen oder Bahnsteigen. Der Blick des Zuschauers wird dabei durch mobile Absperreinheiten behindert. Wie auf Flughäfen und in Stadien verwendet, fügt Georgieva diese Barriere in ihre Darstellung ein. Damit erzwingt sie das Springen des betrachtenden Blicks. Eine Hürde als Schutz für die Figuren und als kunsthistorische Metapher des Aus- und Einblicks in eine Bildlandschaft. Auch ein rot-weißes Absperrband wickelt sich wie eine Banderole durch die Formate. Es ist der einzige färbige Punkt innerhalb der schwarz-weißen Zeichnungen und eine Art Sichtlinie oder Erzählband. Georgieva porträtiert dabei auch, ihr bekannte Personen in dem Menschengewühl. Gewisse Gesichter tauchen immer wieder in den Bildern auf. Auch eine kopflose Figur wird wie eine Puppe herum getragen: „Hugo“. Georgieva scheint in der Menschenmenge ihre eigene Geschichte oder Erzählung zu verstecken. Porträtierte gehen in der Menschenansammlung unter, sind aber auch von ihr beschützt. Im zweiten Raum der Galerie baumeln jede Menge Schaukeln von der Decke. Die Schaukelbretter sind großformatige Dominosteine die mit roten Schnüren verknotet an der Decke befestigt sind. Würde man eine Schaukel anstoßen, käme die gesamte Installation ins Schwingen. Georgieva, die manchmal über ihre Lust am Schaukeln spricht, inszeniert hier einen schwebenden Balanceakt, den man gerne als Betrachter in Schwingungen versetzen würde. Es wäre ein Spaß hier den Dominoeffekt auszuprobieren. Unterstrichen wird diese Thematik durch die an der Wand befestigte Bildreihe, die nun als rote Linie nicht mehr ein Absperrband hat sondern aufgestellte Dominosteine, die jederzeit kippen könnten, abbildet. Grosso modo ist dieses Debüt ein gelungenes und es gibt eine Fülle von Bezügen, die noch in den Zeichnungen von Olga Georgieva zu entdecken sind. Bewundernswert ist auch die künstlerische Akribie und das Bewusstsein ihrer Selbst als Frau und Migrantin. Diese Aspekte bedingen ihre Kunst. Georgieva verdichtet ihre Zeichnungen zu versteckten Erzählungen über das Leben.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Olga Georgieva - Unverschämt unwiderstehlich
16.01 - 16.02.2013

Galerie Steinek
1010 Wien, Eschenbachgasse 4
Tel: +431/512 87 59, Fax: +431/512 87 59
Email: galerie@steinek.at
http://www.galerie.steinek.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 13-18h
Sa: 11-15h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
ich wünsche mir einen Qualitätsmindeststandard für Kunstberichterstattung.
keine Ahnung | 22.01.2013 02:18 | antworten
Das liest sich ja wie in einer Schülerzeitung!

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: