
Christian Hutzinger - scheu: Das Bild als Möbel
Seit dem Ende der sechziger Jahre wurde der White Cube auf vielfältigste Weise hinterfragt, bloßgestellt und ramponiert: Mauerputz abgeschliffen, Wände niedergerissen, ganze Räume verpackt. Der White Cube, so wissen wir spätestens seit Brian O?Doherty, ist alles andere als ein gewöhnlicher Raum, sondern grenzt fast an ein totalitäres System. Nun existiert der White Cube in seiner Reinform ? weiße Wände und sonst nichts ? ja de facto nur sehr selten. Manchmal gibt es da Feuerlöscher oder Sofas, Büchertische oder auch pompöse Stuckdecken. Auch Fenster stehen der absoluten klinischen Reinheit oft im Weg, wie etwa in der Galerie Stadtpark. Christian Hutzinger rückt dieses Leck im White Cube ins Zentrum seiner Ausstellung. Die Oberlichtenfenster verlängert er mittels eines auf die Wand gemalten stielförmigen Armes, dessen Breite exakt der Höhe der Fenster entspricht, in den Galerieraum hinein. Auf den Gemälden pflanzen sich diese Stiele, kombiniert mit dick umrandeten, an den Ecken abgerundeten Zellen, über die Bildgrenzen hinweg zusammenhängend fort: Hutzinger malt sie, immer vom Rand ins Bild hineinragend beziehungsweise vom Bild auf die Wand hinausragend, in Farben, die ein wenig mit Wohnzimmereinrichtungen der eher nicht so geschmackvollen Sorte zu tun haben: Bräunlich, olivgrün, pink oder hellorange, meist auf geschirrtuchkarierten Untergrund. Die Kombination aus dem Allover dieser Muster und das Hinausweisen aus dem Bild führt wieder einmal vor: Die weiße Wand ist ihrerseits Träger und Rahmen des Bildes. Natürlich sind wir nicht erst seit Gerwald Rockenschaub oder Leo Zogmayer über die Objekthaftigkeit der Leinwand im Bilde. Hutzinger allerdings interpretiert diese mit seinen Verweisen auf Einrichtungsgegenstände mit einer erfrischenden Chuzpe. Wenn er dann noch Fotos von Hockern, Küchenschränken und Topfpflanzen auf wild gewürfelte Papierblätter montiert, blitzt ein subtiler Humor hervor. Und das Bild wird plötzlich zu einer Art Möbelstück.

11.12.2002 - 25.01.2003
Galerie Stadtpark
3500 Krems, Wichnerstrasse
Tel: +43 2732 847 05, Fax: +43 2732 812 76
Email: office@galeriestadtpark.at
http://www.galeriestadtpark.at
Öffnungszeiten: Mi-Sa 11-19 Uhr
Sommerpause 11.8. - 3.9.