Andrea Winklbauer,
Gregor Zivic: Tagebuch des Verwandlers
Surrealismus sei "die unvermutete Begegnung eines Regenschirms und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch", hieß es nach einem Satz von Lautréamont. Wie daran angelehnt, heißen die Protagonisten der neuen, 54-teiligen Fotoserie von Gregor Zivic Staubsauger, Schlauch und Gregor Zivic selbst. Das eigentlich Unvermutete aber ist der Ort ihres Zusammentreffens: nicht der Seziertisch, sondern das klassische Tafelbild, wie noch zu erläutern ist.
Die überaus ansprechenden und vielschichtigen Fotos scheinen Verwirrendes zu berichten. Arbeitet sich Zivic in einigen mit Hilfe eines Dings, halb Pinsel, halb Messer, durch einen gläsernen Fußboden, so wird er in anderen anscheinend von einem Staubsauger angegriffen oder kämpft mit diversen Schläuchen, die sich wie Schlangen gebärden. Überall kommen Augen vor, schwarze Attrappen, die sich Zivic selbst oder dem Staubsauger oder sogar seinen Schuhsohlen aufsetzt. Hinweise auf eine Handlung sind zahlreich, aber vage.
Die sorgfältig von Zivic im Atelier aufgebauten Szenen erinnern an Filme wie David Lynchs "Twin Peaks" oder "Mulholland Drive", ganz besonders aber an "Lost Highway" - der schwarzen Augen wegen. Bunuels surrealistischer Klassiker "Un chien andalous" schwingt ebenso mit wie die schaufensterpuppenartige Spätsixties-Künstlichkeit von Kubricks "Clockwork Orange" oder die widerspenstigen Heizungsrohre aus Terry Gilliams "Brazil". Andererseits beziehen sich Einzelheiten wie das Augen-Motiv, das scheinbare Schweben Zivic
und vieler Gegenstände und ihr "unvermutetes Zusammentreffen" auf die Tradition der surrealistischen Malerei. Mit Malerei haben die Fotos denn auch viel mehr zu tun, als es scheint. Der abstrakte Maler Zivic wechselte vor fünf Jahren zur Fotografie, indem er die Settings zunächst um seine Bilder herumbaute, denen er so einen Ort gab. In den neuen Fotos sind die Bilder nicht mehr direkt zu sehen, ihre Schlangenformen und kompositorische Dichte finden sich aber häufig in den Fotos wieder. Indem Zivic die Formen und Prinzipien der Bilder die Welt der Fotos durchdringen lässt, vervielfältigt er seinen Handlungsspielraum als Künstler. Man könnte auch sagen: Die Fotografie biegt die Malerei in die Welt zurück.
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Gregor Zivic
29.11.2002 - 18.01.2003
Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
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Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
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