Impressionismus Amerika Frankreich Russland: Mülltonnen und weiße Nächte

Dass Amerikaner Claude Monets Garten in Giverny stürmen, ist kein Phänomen des zeitgenössischen Tourismus. Bereits zu seinen Lebzeiten scharten sich "Givernisten" wie Theodore Robinson um den Meister, denen heute vor Ort ein eigenes Museum gewidmet ist. Den Impressionismus als interkontinentale Bewegung in den USA und Russland, plus eine Handvoll Bilder der Vorbilder Monet, Sisley und Pissarro, will nun das Kunstforum zeigen. Das Schlagwort Impressionismus dürfte primär aus Gründen der Publikumswirksamkeit gewählt worden sein. Vieles ist zu sehen, das wenig mit Impressionismus zu tun hat, etwa George Hitchcocks "Ostersonntag", ein fein komponiertes Mädchenbildnis in der symbolistischen Farbgebung der Nabis. Auch John Henry Twachtman vertritt mit seinen diffusen Nebellandschaften und einem an Richard Gerstl erinnernden Kinderbildnis eine eigene Linie. Twachtman ging aus der wegen ihrer Brauntonigkeit und der sozialkritischen Sujets so genannten "Mülltonnen-Schule" hervor, die nur bedingt impressionistische Ansätze hatte. Die gezeigten russischen Bilder stammen alle aus dem Russischen Museum St. Petersburg, das scheinbar das Monopol sowohl auf Impressionismus wie auf Realismus hat: Manches sah man heuer schon in Krems als Beispiele des antiimpressionistischen russischen Realismus, etwa Abram Archipows "Wäscherinnen". Es sind zweifellos wunderbare Gemälde, etwa Konstantin Korowins "Weiße Nacht im nördlichen Norwegen". Korowins in Paris entstandene Arbeiten sind dagegen im Besitz der Tretjakow-Galerie und daher nur im Katalog. Vieles entstand in Zeiten, als der Impressionismus nicht mehr wirklich aktuell war; die piktorialistischen Fotografien u. a. von Alvin Langdon Coburn, Edward Steichen, Alfred Stieglitz und dem überdimensional vertretenen Sergej Lobowikow teilweise Ende der zwanziger Jahre. Auch der stilistische Rahmen ist weit gesteckt. Zwischen all dem entdeckt man ein wirklich impressionistisches Bild. Siehe da: Es ist Monets "Kirche in Vernon".

Mehr Texte von Iris Meder †

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25.10.2002 - 23.02.2003

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