Nina Schedlmayer,
Nicht so schlecht
Eigentlich wollte ich erst dann wieder etwas über die Kunsthalle Wien und deren nunmehr freigestellten Direktor Gerald Matt schreiben, wenn es neue Entwicklungen gibt. Allerdings stehen einem angesichts der jüngsten Aussagen von ihm selbst und des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Thomas Häusle schon wieder die Haare zu Berge.
Da gab es einmal jenes Schreiben von KuratorInnen der Kunsthalle an Stadtrat Mailath-Pokorny; darin wurde die Sorge geäußert, Matt werde in den drei Monaten seiner Freistellung weiterhin die Infrastruktur des Hauses nutzen. Dann gab es ein leicht kurioses Interview mit dem Kunstmanager selbst in der „Presse“ (http://diepresse.com/home/kultur/kunst/719116/Gerald-Matt_Die-gruenen-Raubritter-kommen?), in dem dieser behauptete, alle Vorwürfe an ihn seien schlichtweg falsch – ohne sie jedoch ernsthaft zu entkräften. Und, mit Ende Dezember, eine nicht weniger kuriose Aussendung des damals gerade noch amtierenden Vereinsvorstands (www.ots.at/presseaussendung/OTS_20111229_OTS0106), der auf angebliche Subventionskürzungen durch die Stadt Wien verwies – welche sich kurze Zeit später als weitaus niedriger erwiesen denn darin angegeben. Außerdem stelle die Ursula Blickle Stiftung ihre Gespräche über Kooperationen ein, hieß es – dass Matt selbst im Stiftungsvorstand sitzt, überging man elegant. Zudem erklärte der Vorstand, die Kunsthalle habe mit 170.000 Besuchern 2011 das „erfolgreichste Jahr“ in seiner Geschichte hinter sich – einige Tage zuvor hatte Matt der Institution in der „Presse“ für 2011 sogar noch 190.000 Gäste prophezeit. Zwar bezweifelt man derartige Zahlen angesichts der Tatsache, dass der Rechnungshof schon mal Einspruch erhob gegen die Publikumsstatistiken der Kunsthalle, ohnehin – relativiert wird das Ganze aber noch einmal dadurch, dass diese eigenen Angaben zufolge in früheren Jahren noch mehr Besucher hatte, wie der „Standard“ recherchierte (derstandard.at/1324501540442/Kulturglosse-Und-wieder-ein-Rekord).
Ohne Genierer spricht Matt davon, dass „Leadership“ gerade in Krisenzeiten gefragt sei – die Protestnote der Kunsthalle-Kuratoren ist offenbar schon wieder vergessen. So zeigt sich: Jedes Argument, das jetzt der Gegenwehr dienen soll, ist kaum stichhaltig, und noch immer oder schon wieder wird mit, nun ja, fragwürdigen Angaben operiert.
Fragt sich nur: Warum will jemand in eine Institution zurück, in dem weite Teile des Teams offensichtlich schon eine ziemliche Skepsis ihm gegenüber entwickelt hat? Vielleicht ist das nicht so schlechte Gehalt ja ein nicht so schlechter Grund dafür.
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