Nina Schedlmayer,
Schmäh ohne
Vergangenen Freitag lobte Claudia Schmied ihre Arbeit mal wieder selbst. Mit den sogenannten „Rahmenzielvereinbarungen“ für die Bundesmuseen – im Oktober 2008 kündigte man ihren Abschluss für Frühjahr 2009 an, im Herbst 2010 ist es nun tatsächlich so weit – schaffe man „ein professionelles mittelfristiges Planungsinstrument für mehr Klarheit und Transparenz in den kultur- und museumspolitischen Schwerpunktsetzungen der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek“, ließ sie via OTS verbreiten. Das professionelle Planungsinstrument besteht zum einen aus einem erhöhten PR-Aufkommen (die „Außenwirkung der Forschungstätigkeit“ aller Museen soll gestärkt werden, MAK und NHM sollen neue Marketingkonzepte erarbeiten, das MUMOK soll seine Präsenz im Museumsquartier stärken), zum anderen aus Dingen, die ohnehin längst im Gange sind: Das Belvedere soll sich mit den 20er-Haus beschäftigen, die Albertina ihre Sammlung digital präsentieren, das KHM die Kunstkammer neu aufstellen, die ÖNB das Literaturmuseum. Außerdem, so liest man, soll der Anteil der BesucherInnen mit Migrationshintergrund erhöht werden. „Stabile und verlässliche Rahmenbedingungen bei künstlerischer Autonomie, das ist unsere Maxime“, verspricht Schmied.
Für jemanden wie Margot Schindler und den jüngst verständlicherweise zurückgetretenen Christian Feest muss das wie ein Schmäh klingen. Zuerst planen hochqualifizierte Kuratoren jahrelang eine Zusammenführung ihrer beiden Häuser, des Volkskunde- und Völkerkundemuseums; überlegen gemeinsam, wie das funktionieren könnte; bringen viele, viele Arbeitsstunden dafür auf. Es ist die Rede von einem Museum der Kulturen, einem eigenständigen Bundesmuseum. Und dann, ruckzuck, heißt es plötzlich: Super, liebes Volkskundemuseum, wenn du zu uns kommst, aber du wirst dann in den KHM-Komplex eingemeindet.
Wenn der Pluralismus der Kulturen nicht einmal ein autonomes Bundesmuseum wert ist, wie ernst kann man dann die Ankündigung nehmen, verstärkt ein migrantisches Publikum anzusprechen? Sinnfreie „Rahmenzielvereinbarungen“, die Uralt-Entscheidungen einmal mehr festschreiben, bringen da gar nichts. Dass die Versprechen von Transparenz, Stabilität und Verlässlichkeit nicht mehr als Lippenbekenntnisse sind, bewies die Ministerin soeben.
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