Nina Schedlmayer,
Bittsteller
Wäre Sabine Breitwieser kein sonderlich feinsinniger Mensch, könnte sie in Triumphgeheul ausbrechen: Wurde sie doch eben zur leitenden Kuratorin für Medien- und Performancekunst im MoMA ernannt. Das bringt so schnell niemand zusammen.
Man freut sich mit ihr – und denkt zurück an die blöden Situationen, in die Breitwieser hier zu Lande gebracht wurde. Zuerst würdigte die Generali Versicherung ihre visionäre Sammlungs- und Ausstellungspolitik nicht wirklich adäquat – und setzte ihr die Bawag Foundation vor die Nase und ins Haus, zu einem Zeitpunkt, an dem von der Krise noch keine Rede war. Dass man ihre Verdienste nicht angemessen würdigte, ist wohl allein dem nicht vorhandenen Kulturverständnis wesentlicher Mitglieder des Managements geschuldet. Danach fragte man sich eine Zeitlang, wo sie wohl weiter arbeiten würde; später war sie als Kandidatin fürs Mumok im Spiel. Und da wurde es dann richtig merkwürdig. Dem „Standard“ erzählte sie unlängst: „Es war seltsam, dass man mich zunächst zu einer Bewerbung aufgefordert hat, um mich dann, erst kurz bevor die Entscheidung der neuen Direktion verlautbart wurde, zu einem Termin ins Ministerium einzuladen.“
Geht man so mit zukünftigen MoMA-Kuratorinnen um? Geht man so mit überhaupt jemand um? Es ist bitter, dass jemand vom Format einer Breitwieser in Österreich dermaßen abgefertigt wird. Zuerst checken die Herren von der Generali nicht, wen sie sich da eigentlich mit ihrer Schnapsidee vergraulen; und dann kann sich sie vom Ministerium noch blöd hin- und herschubsen lassen – heute so, morgen so, schau ma amoi, dann wer ma scho sehn.
Aber es ist irgendwie typisch. Nicht nur Leute wie Breitwieser werden wie Bittsteller behandelt. Auch im Wissenschaftsbetrieb geht es häufig ähnlich zu. Da hört man etwa von einer Biochemikerin. Diese, erstklassig qualifiziert, arbeitete an einer amerikanischen Top-Uni, kehrte nach Österreich zurück – und wurde hier nicht einmal ignoriert. In den USA gefragt, hier abgeschasselt.
Nicht, dass Sabine Breitwieser um jeden Preis hätte Mumok-Direktorin werden müssen. Aber dass sie nirgendwo in Österreich einen entsprechenden Job gefunden hat, ist doch bedauerlich. Für Österreich, nicht für sie.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer
