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„Griechenland“-Krise

Unsereiner versteht nicht viel von der Wirtschaft. Aktien hat unsereiner auch keine, und wenn der Finanzminister ruft, zahlt unsereiner beflissen seine Zusatzabgaben. Aber das, was jetzt als Griechenland- oder gleich als Euro-Krise läuft, scheint mir doch, bei aller Inkompetenz, folgendes zu sein: 1. Jahrzehntelang haben die Griechen und haben augenscheinlich auch andere Bevölkerungen bevorzugt des Mittelmeerraums über ihre Verhältnisse gelebt. Sie haben eklatant darüber gelebt, eklatanter als die Bewohner der Mitte Europas und des Nordens. 2. Vor eineinhalb Jahren hat es eine Finanzkrise gegeben, deren Folgen immer noch anhalten und die bewirkt, dass die Geldgeber, die von den überschuldeten Ländern benötigt werden, aus welchen Gründen auch immer ihre Ressourcen zurückhalten. 3. Dass Griechenland dabei in speziellen Nöten ist, haben einige Schlauberger/Heuschrecken/Hedgefonds-Betreiber vor einigen Wochen in konzertierter Aktion ins Auge gefasst und beschlossen, sich daraus einen speziellen Reibach abzuleiten. Bevor es die anderen merken konnten, haben sie ihre Gelder aus Griechenland zurückgezogen bzw. verabredet, keine neuen mehr dafür herzugeben. 4. Das Ergebnis war, dass das Geld für Griechenland knapp wurde, das Gemeinwesen also gezwungen war, zu verschärften Konditionen Schulden zu machen, was dazu führte, dass die Zinsen, die es versprechen musste, ins Zweistellige rutschten. Entsprechend traten Rating-Agenturen auf den Plan, die den griechischen Staatsanleihen Ramsch-Status zuerkannten. 5. Auch viele Banken, speziell in Frankreich und Deutschland, haben mit der griechischen Staatsverschuldung spekuliert, ganz unbekümmert darum, ob damals, bei der Gründung der Währungsunion, gelogen wurde. Hauptsache, das Geld ließ sich wohlfeil anlegen, und die Zinsen flossen. Den Bankern, die nach wie vor hauptsächlich aus Flaschen zu bestehen scheinen, läuft jetzt der Hosenboden auf Grundeis. 6. Sie versuchen also, sich gegen den Ausfall der griechischen Zahlungen mithilfe von Kreditversicherungen, den berühmten Credit Default Swaps, zu wappnen. Genau darauf haben oben genannte Schlauberger/Heuschrecken/Hedgefonds-Betreiber gesetzt. Sie verkaufen jetzt für teures, für überteuertes Geld an die Banken diese Versicherungen weiter, die sie selbst in dem Moment erworben haben, als sie beschlossen, sich gegen ein Euro-Land zusammenzutun. 7. Die Schlauberger/Heuschrecken/Hedgefonds-Betreiber wissen genau, dass die EU eine Politik machen wird, die darin besteht, ihnen zu zeigen, dass sie zu klein sind gegen die geballte Wirtschaftsmacht eines Dutzends der reichsten Staaten der Welt. Die Euro-Union hat also 750 Milliarden aufgestellt, und tatsächlich ist das mehr als die Schlauberger etc. auch nur am Horizont aufleuchten lassen können. Doch um das geht es ihnen auch nicht. Es reichen die 20, 30 Milliarden, die sie jetzt in ein paar Wochen verdient haben werden. 8. Natürlich ist die EU-Hilfe für Griechenland und die anderen vermeintlich finanzschwachen Länder nichts anderes als eine weitere Unterstützungsaktion für die Banken. Eine halbe Billion vor zwölf Monaten hat nicht gereicht. Ist ja auch, wie heißt das in einschlägigen Kreisen, Peanuts.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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