Werbung
,

Judith Fegerl - Self: Raum geben

Die Ausstellung Judith Fegerls im Kunstraum Niederösterreich erinnert an eine Reihe bekannter Ausstellungen, die den Ausstellungsraum selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellten oder ihm in irgendeiner Form Gewalt antaten: Santiago Serra, Yves Klein, Daniel Buren, Chris Burden und andere. Auch diese Ausstellung die den Raum selbst zeigt, ist (wie all diese Ausstellungen) Verweis auf und Reflexion über die Kunstwelt, das Kunstwerk, den white cube. Judith Fegerl macht den Kunstgriff dahin über das Genre des Sci-fi. Frühere Arbeiten der Künstlerin unterstützen diese Lesart; das Moment der Zerstörung bei den aus den Wänden gerissenen Kabeln und die Dunkelheit des Raums, führen zur Assoziation mit dystopischen Szenarien: man ist an Romane und Filme erinnert, in denen Raum, von allen möglichen Projektionen entleert, als rohe Kulisse zurückbleibt, manchmal alle Erwartungen übertreffend beängstigend (Stanislaw Lems futurologischer Kongress, Matrix), einfach als banale Realität (das Holodeck der Enterprise, Cronenbergs eXistenZ) oder bei denen sich unteschiedliche Realitätsebenen, Realität und Virtualität, bekämpfen und mehrere Realitätsebenen einander überlagern (Lem, eXistenZ, Matrix). Der Kabelsalat ist zum einen eine Realitätsschicht hinter dem konkreten, architektonischen Raum, die nun (andeutungsweise) auch offengelegt ist, zum anderen fungiert er, aus diesem „dahinter“ herausgeholt, im Raum als Kunstwerk: komponiert, im Raum proportioniert, in den Elementen Kreis und Linie angeordnet, wirken die Kabel an keiner Stelle zufällig runterhängen gelassen und haben selbst Werkcharakter. Die Kabel markieren die Stellen der Steckdosen, die notwendige Verbindung jeder blackbox und jeder weiter entwickelten Technologie zu einem Energie- und Stromnetz. Die Kontemplation über die Realität/ Materialität/Virtualität des Kunstwerks passiert über die unklare Zugehörigkeit von Elementen zu einer bestimmten Raum- und Realitätsschicht. Selbstreflexion, die titelgebend ist. Auch die Datenleitungen sind durch Kabel markiert, jedoch in einer Schleife einzig an sich selbst angeschlossen, eröffnen sie eine weitere, eigene Bedeutungsdimension.

Mehr Texte von Milena Dimitrova

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Judith Fegerl - Self
11.06 - 24.07.2010

Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: