
curated by_Valie Export: Mrs. Roberts is Gonna Be Late: Knödel im Hals
Zuerst erscheint alles ganz friedlich und normal und ein wenig fade im Flieger. Aus dem Fenster sieht man Wolken und Trageflächen. Was die Personen auf den einzelnen Sitzen tun, wird lapidar im Bild notiert: „15A sleeps“ oder „17D reads“ heißt es da etwa. Nette Idee, ist man geneigt zu denken, und weiter? Erst mit der Zeit schleicht sich das Schreckliche ein – es handelt sich nämlich um die Geschichte eines Flugzeugabsturzes; die Zärtlichkeitsbekundungen („18B strokes 18C“) sind nichts anderes als Verabschiedungen für immer. Das Video „Fly“ von Tomáš Svoboda hinterlässt ebenso einen Knödel im Hals wie seine Installation „Home video, Phuket, Thailand, December 2004“ – die nachgebaute Strandidylle stellt den Moment dar, bevor der Tsunami hunderttausende Menschen tötete und die Existenz zahlloser weiterer bedrohte. Svobodas Arbeiten sollen, so heißt es im Begleittext der Ausstellung „Mrs. Roberts is gonna be late“ in der Galerie Charim, „das Filmische unserer Wahrnehmung, das durch Filme vermittelte Sehen, welche uns zur habituell angeeigneten Wahrnehmungsform wurde“ übersetzen – wie jene von Daniel Pitín. So ganz trifft dies auf Svoboda jedoch nicht zu – weniger das Filmische ist Thema seiner bedrückenden Arbeiten, sondern vielmehr Presse- und Fernseh-Bilder; ein nicht gerade unbedeutender Unterschied. Pitíns Arbeiten dagegen haben ganz eindeutig mit dem Film zu tun: So spielt er in seinen düsteren Malereien eindeutig auf Szenen aus bekannten Filmen an. Eigens für die Ausstellung produzierte er das Video „Dinner mit Malewitsch“, für das er in einen tschechischen Film der 1960er-Jahre Malewitschs schwarzes Quadrat hineinkopiert hat – entstanden ist eine Abfolge enigmatischer Szenen, in denen die Ikone der Moderne in einer bürgerlichen Stube auf- und umgehängt wird. Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltung „curated by“, bei der zwanzig Galerien Künstler kuratieren ließen – hier wählte Valie Export die beiden Teilnehmer aus, bei denen der eine ein Faible für alte Filme hat, der andere sich mit Massenmedien beschäftigt. Was die beiden jedoch verbindet, das mag sich nicht so recht erschließen.

06.05 - 05.06.2010
Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h