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Moscow: Paradise 2002: Wo gehts hier zum Garten Eden?

Bei Ursula Krinzinger herrschen derzeit russische Verhältnisse. Bereits seit 24. April zeigt sie in ihrer Galerie in der Seilerstätte Kunst der russischen Moderne von 1914 bis 1932. Nun eröffnete sie auch noch ihren neuen Ausstellungsraum in der Schottenfeldgasse mit einer Schau zeitgenössischer Kunst aus Moskau. Die acht vertretenen Künstlerinnen und Künstler sind alle um die vierzig und zählen auch international zu den bekannteren Vertretern der aktuellen russischen Kunst. Zunächst fällt auf, dass die Moskauer Gegenwartskunst stark vom Westen inspiriert ist. Das zeigt sich in der Wahl der Medien Malerei, Fotografie und Performance (auf Video zu sehen) ebenso wie durch formale Übernahmen. Man bekommt den Eindruck, russische Künstler lebten einerseits ein - verständliches - Bedürfnis aus, Versäumtes nachzuholen, andererseits stehen viele Fragezeichen im Raum. Beinahe jeder von ihnen bewegt sich tastend voran, ist auf einer - sehr legitimen - Suche nach Authentizität. Da sind z.B. Vladimir Dubosarsky und Alexander Vinogradov. Ihre bunten, realistischen Bilder von hübschen, meist nackten Frauen in paradiesischer Umgebung geben populären, aber für das Gros der Russen unerfüllbaren Wunschträumen nach Fernurlauben, teurer Mode oder perfekter Schönheit Ausdruck. Damit treffen sie schon einen Nerv der Zeit, gehen aber nicht darüber hinaus. Oleg Kulik setzt auf Provokation. In seinen berüchtigten Performances gebärdet er sich wie ein wildes Tier, das um sich beißt. Auf der Suche nach seinem Platz im internationalen Diskurs positionierte er sich damit vorübergehend auf spannende Weise in der Rolle des nackten, unzivilisierten, aggressiven Ostkünstlers. Die neueren Fotoarbeiten mit Überblendungen von Tier- und Menschenkörpern sind dagegen schon weniger interessant. Igor Moukhine fotografierte Moskauer Straßenszenen und erzählt vom neuen Leben nach der Wende. Seine Schwarzweiß-Schnappschüsse in der Art von Henri Cartier-Bresson verraten den Wunsch, der neuen russischen Realität eine Qualität von zeitloser Schönheit zu verleihen. Wie der Rest der Ausstellung werfen Moukhines Fotos Schlaglichter auf das, was ist. Der Garten Eden ist (noch) nicht dabei.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Moscow: Paradise 2002
02.05 - 12.07.2002

Krinzinger Schottenfeld
1070 Wien, Schottenfeldgasse 45
Tel: +43 1 512 81 42
Email: schottenfeld@galerie-krinzinger.at
https://www.galerie-krinzinger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18, Sa 11-14 h


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