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Preview Berlin, Berliner Liste, Berliner Kunstsalon: Apfel oder Brot? (Teil 3)

Es ist wohl doch reiner Zufall, dass die Preview dieses Jahres ein wenig anmutet wie eine nicht so gelungene ABC. Dafür fehlt ihr auch die Fortsetzung des Alphabets. Dennoch nennt sie sich 'the emerging art fair'. Das hat eine direkte Konnotation mit den 'emerging markets', unter dem man die sogenannten Schwellenländer rubriziert. So kann man die Preview im doppelten Sinne als Ort der Schwellengalerien verstehen, was eher positiv zu bewerten ist. Denn hier findet man auch noch Galerien aus dem Osten, die man auf dem ART Forum mit der Lupe suchen muss. Die FAZ macht sich wohl auch deswegen Sorgen um die Internationalität der Messe. Hier in der Abflughalle des Flughafen Tempelhof findet man sich schnell zu Recht und das Angebot hält Überraschungen bereit, seien es die Gemälde von Hanna Dougherty (Klara Wallner) oder Skulpturen von Vanessa Henn im Zusammenspiel mit Arbeiten von Barbara Wille (Galerie Visite ma Tente) Wer sich Übersicht schaffen will, der kann einen 'Berg' aus Schwerlastpaletten von Dieter Lutsch (Jarmuschek&Partner) erklettern oder auf die Empore gehen, um sich in der KPM Lounge auszuruhen. Dort lässt sich dann in Ruhe über 'Euro Standard' von Anne Metzen grübeln, präsentiert von 'A trans Pavillon'. Dominic Eicher macht sich im Vorwort des Katalogs darüber Gedanken "ob die Besonderheiten dieses Rahmens nicht eine Metapher für den gegenwärtigen Zustand der zeitgenössischen Kunst darstellen." Und plötzlich gerät die Messe in Konflikt mit der anderen 'Messe' abc in der Akademie der Künste, "da die Kultur oft in der Absicht genutzt wird, eine Situation zu verschönern." Oder Kultur verkommt zu einem Sedativum mit Anspruch. Dieser Gefahr sehen sich alle Kunstmessen gegenüber. Müssen wir in diesen sauren Apfel beißen? Die Frage erhob sich angesichts der sogenannten 'Berliner Liste' in ihrem neuen zeitweiligen Domizil, dem Palais am Tiergarten, einem Neubau hinter der Nationalgalerie, dessen Räume noch nicht vermietet sind und so Platz boten für sechzig internationale Galerien unterschiedlichster Bedeutung und Profil. Zuweilen wendet man sich erschreckt ab und ein anderes Mal lassen sich zwei kleine Fotos aus der Hand Robert Mapplethorpe entdecken. Letztendlich handelt s sich bei der Berliner Liste um ein durchaus berechtigtes Reservat des Realismus in unterschiedlichsten Formen. Der Berliner Kunstsalon im ehemaligen Vitra Design Museum, heute Humboldt Umspannwerk am Szenebezirk Prenzlauer Berf ist ein Ort der Begegnung, weil hier das Publikum strömt und die Künstler selbst im Mittelpunkt stehen. Es gibt kein Berührungsverbot und die Frage nach Sinn und Wesen der Kunst stellt sich nicht. Hier ist sie einfach und kann gesehen werden. So soll es sein, muss es aber nicht.
Mehr Texte von Thomas Wulffen †

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Preview Berlin, Berliner Liste, Berliner Kunstsalon
25 - 27.09.2009

Preview, Liste, Berliner Kunstsalon
Berlin,


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