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Künstler im Fokus #6: Franz Graf - Final Song First: Auf dem Schnürboden des MAK

Nur logisch und beinahe zwingend wirkt, wie Franz Graf seine Werke hier in Szene setzt. Auf eine Dynamik des Auf und Ab der Hängung trifft das Publikum. Manche der Bilder scheinen in die Höhe zu fahren oder gerade unter dem Plafond zur Ruhe gekommen zu sein. Aus den Zentren weg scheinen selbst ihre Motive an den oberen Rand der Bilder aufgeflogen zu sein. Oder schweben sie gerade von oben herab? Auch die Bewegung des Ausrutschens, des Weggleitens von der Wand wird angedeutet. Eines der Bilder in wabenartigem Minimalismus dürfte in Schräglage zum Stillstand gekommen sein. Oder ging es um die Präsentation wie auf einem Pult? Die klassische Augenhöhe jedenfalls wurde nicht eingehalten. Unterer Rand in Knietiefe. Obere Grenzlinie etwa in Brusthöhe. Dafür ist der Luxus gemütlicher Draufsicht mit leicht gesenktem Kopf möglich. Trotzdem: Aus den Fugen geraten ist hier nichts. Man merkt lediglich, dass es Franz Graf neuerlich gelang, den inneren Film einer explosiven Dynamik von Ideen exakt im richtigen Moment zu fixieren. Weder den erhobenen Zeigefinger der Kunstgeschichte benötigt er, noch muss er ironische Untertöne anstimmen, um in Form eines befragenden Spiels Präsentation und Repräsentation im musealen Kontext zu thematisieren. Genau deshalb ist lediglich eine Serie von drei großformatigen Bildern konventionell an der Wand platziert. Diese Werke nämlich befinden sich im Eigentum des MAK und sind daher in einer Position zur Ruhe gekommen, wie es sich gewöhnlich für ein Ausstellungshaus geziemt. Insgesamt korreliert die im typischen schwarz - grau - weiß Franz Grafs gehaltene Ausstellung mit dem von Peter Noever geschaffenem Design des Ausstellungsraumes der Schausammlung Gegenwartskunst auf dem Dachboden des MAK perfekt. Durch die Vielzahl der lotrecht verlaufenden und bis in den offen einsehbaren Raum darunter reichenden Stahlstangen bahnen sich unwillkürlich Assoziationen zu einem der technischen Herzstücke des Theaters: dem Schnürboden. Dies verstärkt die Sicht auf Franz Grafs Intentionen zur Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Präsentation in Kunsträumen. Er interpretiert die Grammatik des Raumes und verweist in Fußnoten auf die Sammlungstätigkeit des MAK, indem er dem gesamten Environment beispielsweise noch einige der von Herman Czech für das MAK Café entworfene Stühle integriert. Franz Graf wirkt beinahe wie die Idealbesetzung für diesen Raum mit seinen prägenden historischen Narrativen, die mit dem Interesse des Künstlers an technisch reproduzierbaren Formen zusammenpassen und seine Reflexionen zum Thema Ornament etwa als Schnittstelle des Angewandten mit dem Bereich der Gegenwartskunst im MAK inhaltlich verknüpfen. Seine Grenzen sprengende Arbeit in unterschiedlichen Medien spiegelt sich auch im Titel seiner Intervention „Final Song First.“ Als Ergänzung des ersten, visuellen Akts in der Schausammlung Gegenwartskunst, plant er für den Abschluss eine Soundperformance.

Mehr Texte von Roland Schöny

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Künstler im Fokus #6: Franz Graf - Final Song First
22.04 - 20.09.2009

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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