
Künstler im Fokus #5 Heimo Zobernig - Total Design: Lack ab
Seit 2006 präsentiert das MAK Personalen von Künstlern, die in der Gegenwartskunst-Sammlung vertreten sind, im Dachgeschoss des Hauses, wo früher eine Dauerpräsentation zu sehen war. Da der Raum, gelinde gesagt, „schwierig“ ist, bleibt den Künstlern meist gar nichts anderes übrig, als ihn explizit zu thematisieren.
Heimo Zobernig tut dies, indem er dem Treppenaufgang, der den Saal dominiert, ein Gerüst mit Bühnengaze aufsetzt. Auf diese wiederum projiziert er ein Video, das er vor zehn Jahren anlässlich einer Ausstellungseröffnung in einer Villa aufgenommen hat – mittels Doppelbelichtung und Blue-Box-Technik verwischen sich Inneres und Äußeres des Raumes, Menschen mit Zetteln schlendern durch Säle, gleichzeitig geht die Sonne unter, alles scheint zu schweben; derart Romantisches ist man von dem Meister der Kühle gar nicht gewohnt. Daher fällt das Video – man kann es sich auch in einem schalldicht ausgekleideten und daher atmosphärisch völlig unterschiedlichen Raum ansehen – ziemlich aus dem Rahmen dieser Ausstellung.
Ansonsten: Die leidlich bekannten Pressspanplatten-Regale, die Zobernig ganz ohne Lackierung präsentiert und damit auf ihr Grundgerüst reduziert – straight, karg, klar. Reste von Leben finden sich dagegen auf der ebenso reduzierten Bar, die bei ihrem Einsatz als Gebrauchsobjekt mit Glasrändern und Handabdrücken dekoriert wurde.
Zu den spannendsten Objekten zählt jedoch jener Kolo-Moser-Schrank, den Zobernig einmal selbst nachbaute, einmal von Häftlingen und einmal von einem Tischler frei interpretieren ließ: In den Ergebnissen spiegeln sich klischeehaft ästhetische Vorstellungen, fast, als würde jemand Bourdieus „Die feinen Unterschiede“ illustrieren – nebenbei gesagt, natürlich auch die betont distinguierte Coolness des Künstlers selbst.
Die nicht weniger reduzierte Spiegelwand, die Zobernig nebst drei Paravents aufgebaut hat, entspricht dieser nicht weniger. Zu den jüngsten Arbeiten zählt jenes Billy-Regal, das Zobernig mit einigen Spiegeln versehen hat und, ansonsten unberührt, in seine Schau stellt. Das kann man nun entweder als konsequente künstlerische Geste betrachten, bei der Zobernig sein Interesse an der industriellen Massenproduktion auf die Spitze treibt. Oder aber als einfach nur langweilig. Insgesamt bleibt jedoch eine ausgewogene, feine Schau, die einen guten Querschnitt von Zobernigs künstlerischer Produktion liefert.

21.10.2008 - 29.03.2009
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