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sh contemporary 2008: Von Schweinen und Zensoren

Die Top-Messe in Asien ist die sh contemporary schon. Wenn es nach ihrem Dirketor Lorenzo Rudolf geht, wird sie sogar zu den drei bedeutendsten der Welt gehören, wenn es in einigen Jahren nur noch drei wirklich wichtige von ihnen gibt. Er selbst hat seine Hausaufgaben gemacht. Die akquirierten Galerien vor allem aus Europa spielen zum großen Teil in der oberen Liga, viele von ihnen gehören zur Art Basel-Stammbesetzung. Zu ihnen zählt Kartsen Greve aus Köln/St. Moritz/Paris ebenso wie Hans Mayer aus Düsseldorf, der die Messe sogar mit den ersten Ausgaben des Kölner Kunstmarktes, dem Vorgänger der Art Cologne vergleicht: „Es ist ein bisschen wie in den ersten Jahren in Köln, als alle deutschen und europäischen Sammler kamen. Das gilt hier für den gesamten asiatischen Raum.“ Eine große plastische Wandarbeit Tom Wesselmanns hat er schon in den ersten Stunden der ersten Voreröffnung für 250.000 Euro an einen Hong Kong-Chinesen verkauft. Thomas Schulte aus Berlin hat hingegen in den ersten Tagen nichts verkauft. Seine Kunst ist allerdings auch weniger leicht zugänglich als die Pop Art, von der Ernst Hilger aus Wien meint, dass sie hier so gut ankomme, weil sie ein Symbol Amerikas und des Kapitalismus sei. Er hat daher vier Portraits von Andy Warhol dabei, die er zu Preisen zwischen 600.000 und 2 Mio. Euro anbietet. Schon unmittelbar nach Öffnung der Hallen hatte er eine textile „Flag“ von Sarah Raba für 18.000 Euro an einen Sammler verkauft. Sehr zufrieden ist auch Ursula Krinzinger aus Wien, die zum zweiten Mal dabei ist und wegen des Erfolges gleich eine One Man-Show mit Arbeiten von Hans op de Beeck zeigt, der bei asiatischen Sammlern und Kuratoren gut ankommt. Ihr gegenüber gelegene Zweitstand wird mit Strickarbeiten von Erwin Wurm bespielt. Die asiatischen Galerien sind noch nicht ganz auf der selben Höhe, vieles ist einfach nur schrill. Ausgesprochen gelungen ist hingegen der von Huang Du zusammen mit elf Kollegen kuratierte Bereich „Best of Discovery“ mit Teilnehmern aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Ein Hingucker ist Chen Wenlings böser Kommentar auf die gesellschaftlichen Verhältnisse „The God of Materialism“, ein riseiges Schwein umgeben von unzähligen Ferkeln, die regelmäßig mit Chanel No. 5 besprüht werden. Die zweite Sonderschau sind die „Outdoor Projects“, die an „Art Unlimited“ erinnern, allerdings draußen stattfinden und asiatisch geprägt sind, vor allem, nachdem Wim Delvoyes tätowierte Schweine von der Zensur ausjuriert wurden. Für westliche Gemüter ist die Entscheidung nur schwer nachzuvollziehen, da andere Werke durchaus offene Kritik üben, etwa die Installation „Kowtow Pumps“ von Shen Shaomin oder der in rosa Schrumpffolie gepackte Wegstein des Tibetaners Kesang als Landmark aus seiner Heimat. Bei Urs Meile aus Beijing und Luzern wurde eine Bronze Li Zhanyangs zwar zensiert, die Arbeit wurde trotzdem für 30.000 Euro von einem Chinesen gekauft. Abgesehen von solchen Schwierigkeiten ist die Messe auf alle Fälle in Asien Spitze, wie nicht nur Waling Boers von der Boers-Li Gallery aus Beijing meint: „Chinesischen Mainstream kann man in Hong Kong zeigen, aber das ganz Zeitgenössische ist wegen der Internationalität besser in Schanghai aufgehoben.“
Mehr Texte von Stefan Kobel

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sh contemporary 2008
09 - 13.09.2008

Shanghai Exhibition Center
200040 Shanghai, n°1000, Yan`an Middle Rd.
http://www.shcontemporary.info/
Öffnungszeiten: 10 - 18 h


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