
Nina Schedlmayer,
Muntean / Rosenblum - Between what was and what might be: Die Caravaggio-Kids
Wer nur ein einziges Mal ein halbwegs passabel ausgestattetes kunsthistorisches Museum von innen gesehen hat, wird in der Ausstellung von Muntean / Rosenblum im Essl Museum ein Déjà Vu nach dem anderen erleben. Die Szenerien, in denen sich die Gruppierungen von Jugendlichen bewegen, wirken wie einem Neorealismo-Film entlehnt; die Protagonisten selbst gießen sich häufig schmachtend bis elegant über Autoreifen, Bergformationen oder Schienen oder sinnieren unter mondbeschienenem Nachthimmel. Man scheint ihnen ebenso wie den Bildkompositionen selbst schon in Gemälden von Rubens, Tizian oder Tintoretto begegnet zu sein; auch an Caravaggio fühlt man sich häufig erinnert – da streckt etwa einer, im Profil stehend, die Arme so aus wie der Jünger im Emmausmahl, das Caravaggio 1601 gemalt hat. Überhaupt lieben Muntean / Rosenblum perspektivische Verkürzungen wie diese. Auch Mantegnas berühmter Leichnam Christi – der schon von Pier Paolo Pasolini zitiert wurde – wird nachempfunden.
Die Jugendlichen nehmen manierierte Körperhaltungen ein; ihre Verletzlichkeit drückt sich in manchmal fehlenden Gewändern aus; und wenn Muntean / Rosenblum etwa einen Jungen nur in eine weiße Short hüllen, dann ruft dies die Darstellung von Christus am Kreuz auf. Pathosgesten, wie sie Aby Warburg genannt hat, tragen Szenen, deren scheinbare Banalität bloß durch ihre Rätselhaftigkeit gebrochen wird. Knapp an der Grenze zum Kitsch schrammt jedoch der Film „Shroud“ entlang, in dem ein Mann in einem Wohnwagen, ein Caravaggio-Jüngling und ein ephebenhaftes Mädchen unmotivierte Handlungen – oder aber Nicht-Handlungen – vollziehen. Untermalt wird dieser von wuchtigen Chören, die den ganzen Raum bespielen – und so ebenfalls Pathos generieren.
Muntean / Rosenblums Malerei fesselt – gerade aufgrund ihrer kunsthistorischen Verweisspiels – und ist zweifelsohne virtuos. Das pathetisch-artifizielle Gehabe der Kids kann mit der Zeit allerdings ganz schön nerven.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Muntean / Rosenblum - Between what was and what might be
12.09.2008 - 01.02.2009
Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen
12.09.2008 - 01.02.2009
Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
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