Manfred M. Lang,
Prost Kassel
Im Juni ist es wieder so weit. Die Documenta kommt. Die elfte ist es schon. Oder erst. Je nachdem. Und wie jedes Mal schleichen sich die Querelen durch Gazetten und Fachpresse.
Wie jedes Mal gibt’s Aufregungen über die frühzeitig bekannt gegebenen oder Aufregungen über die nicht rechtzeitig bekannt gegebenen teilnehmenden Künstler. Und dass der/die Documenta-Macher oder Macherin ohnehin nicht so gut ist, wie sie/er zwei Jahre vorher hochgelobhudelt wurde, weiß ohnehin jeder, denn die kommende Documenta kann und darf einfach nur die schlechteste aller Zeiten sein. Noch dazu wo doch heuer ein Macher dran ist, der es wagt in der Karibik über die Kreolisierung der Kunst zu sprechen. Was kann man da schon erwarten. Die Medien zumindest erwarten weniger als nichts.
Aber das ist ja gar nicht mein Glossenthema. Wovon ich erzählen will, ist die Verdoppelung der Ausstellungsfläche. Denn der Hauptsponsor Binding Bier stellt ganz uneigennützig, aber sicher sehr nachdrücklich sein Brauhaus zur Verfügung. Zum Kunstbespielen. Als räumliche Einflussnahme des Sponsors sozusagen, weil ja eine künstlerische nicht so wirklich geht.
Jetzt muss man sich vorstellen – eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche.
Ich meine – waren Sie schon einmal in Kassel auf der Documenta, diesem Fitnessbarometer für Kunstliebhaber? Drei Tage lang Erschöpfung bis zum Abwinken. Und jetzt vielleicht wegen diesem platzvergabegeilen Sponsor volle 6 Tage Kassel – wer soll diese Kunstgigantomanie aushalten? Muss wirklich alles immer größer und irrwitziger werden? Zählt nur mehr Quantität vor Qualität. Alles Mega oder was?
Und wenn noch dazu das Gerücht stimmt, dass Mister Enwezor noch gar nicht weiß, was in diesem Brauhaus fern des Stadtzentrums überhaupt gezeigt werden soll – außer natürlich, dass alles laut P.R. ganz geil wird – bin ich noch gar nicht sicher, ob ich mir meine Schlapfen überhaupt für den ausgeweiteten Kasseler Kunst-Parcour neu doppeln lassen soll.
Denn Binding Bier gibt’s sicher auch im Fridericianum zu trinken, dort wo hoffentlich das gezeigt wird, was den Documenta-Macher bewogen hat, diese Documenta überhaupt zu machen.
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