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Bad Painting - good art: Kultig-kitschig-trashig

Oftmals ist an dieser Stelle bereits geklagt worden, dass es keine schlechte Kunst mehr gibt. Schlechte Bilder gibt es jede Menge, aber wenn das einschlägige Etikett an ihnen klebt, dann setzen sich die diversen Sinnfindungskommissionen in Aktion und interpretieren herbei, dass es qualitätsmäßig nur so sprudelt. Kunst kann nicht scheitern, und wenn, so hat es der Soziologe Ulrich Oevermann benannt, „das Risiko des Scheiterns ausfällt, dann wird es Ornament.“ Jede Menge Ornament ist nun im Wiener Mumok zusammengekommen. „Bad Painting – Good Art“, so der Titel, der dem beteiligten Künstler Neil Jenney abgelauscht wurde, bringt den Mechanismus perfekt auf den Punkt. Dank dieses Mechanismus ist es auch sekundär, ob da wirklich überall die Absicht bestand, schlechte Bilder abzuliefern. Bei Picabia-Polke-Kippenberger, die wie bei der „Lieber Maler, male mir“-Präsentation vor gut fünf Jahren in der Kunsthalle auch hier die unheilige Dreifaltigkeit abgeben, mag es so sein, bei John Currin, auch er damals dabei, desgleichen. Der breite historische Teil erzählt aber auch von anderem, von Asger Jorn etwa, dessen Aneignungen von Salonmalerei doch deutlich den Jargon des positiven Bemühens sprechen. Hässlichkeit ist etwas anderes als schlechte Qualität, und Bad kann so vieles heißen im Englischen. De Chirico zeigt ein paar klassizistische Gestalten bei der Andeutung von Fellatio, Magritte klebt einem bärtigen Konsorten sein Markenzeichen, die Pfeife, gleich dutzendfach in die Visage, und Philip Guston ist wieder einmal mit seinem Spätwerk vertreten. Das alles ist irgendwie daneben und irgendwie kultig-kitschig-trashig. Die Dada-Adepten haben ganze Arbeit geleistet. Längst hat der Kunstbetrieb auch die Ironie unschädlich gemacht. So gilt es, das letzte Kriterium aufzubieten, das da noch greift. Albert Oehlen führt es mit einem Gemälde aus dem Jahr 1982 ins Rennen, und es lautet „Sammlung Essl“. Die Kollektion aus Klosterneuburg ist bekanntlich sehr rigide mit den Modalitäten des Bezahlens, und so bleibt den Künstlern nichts anderes übrig, als ihre Ladenhüter zu veräußern. Die Montagsautos der Bilderwelt parken am Donaustrand. Sich dorthin zu stellen, ist das Risiko, das geblieben ist.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Bad Painting - good art
06.06 - 12.10.2008

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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