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Oasen der Stille. Die großen Landschaftsgärten in Mitteleuropa: Gezähmte Natur

Als Kaiser Joseph II 1766 das Jagdgebiet an der Donau - den heutigen Prater - für die Bevölkerung während der Sommermonate tagsüber öffnen ließ, kam das Flanieren und Ausüben diverser sportlicher Aktivitäten so sehr in Mode, dass der Kaiser an Sonn- und Feiertagen erst nach 10 Uhr vormittags die Tore aufmachen ließ, damit die Wiener vorher zur Messe gingen. 1775 wurden die Einlassgitter entfernt und im selben Jahr wurde der Augarten ebenfalls allgemein zugänglich gemacht. Wie die Gärten und Landschaftsparks des Kaiserhauses und des Hochadels in und um Wien zwischen 1760 und 1850 gestaltet wurden, ist über die Sommermonate bis in den tiefen Herbst hinein im Liechtensteinmuseum in der Ausstellung „Oasen der Stille. Die großen Landschaftsgärten in Mitteleuropa“ nachzuvollziehen. Der Wandel der Jahreszeiten in einem solchen Landschaftsgarten wird vor der Haustür hinter den Barockrabatten gleich mitgeliefert. Im 5 Hektar großen Garten stehen übrigens Wiens größte Platanen. Der Mensch ging – den philosophischen Prinzipien eines Jean Jacques Rousseau folgend, der die Devise „Zurück zur Natur“ in seinen Schriften propagierte - hinaus in die vermeintlich „wilde Natur“, die so wild tatsächlich nicht war, weil von professionellen Landschaftsgärtnern mehr oder weniger „gezähmt“. Bücher geben über dieses Handwerk Auskunft. Sie geben auch darüber Auskunft, dass es sich für einen Fürsten lohnen konnte vom altmodisch gewordenen Barockgarten auf den „englischen Stil“ umzusteigen. Dieser erlaubte ihm Bäume anzupflanzen, die einerseits Hölzer für die verschiedensten Verwendungszwecke lieferten, andererseits aber höchsten ästhetischen Ansprüchen gerecht wurden. Denn sie fügten sich neben Weiden mit Schafherden zu harmonischen, „naturnahen“ arkadischen Landschaften. Die künstlich angelegten Teiche entsprachen wieder beiden Kriterien: sie komplettierten die Harmonie der Landschaft und gaben wegen ihrer Karpfenzucht eine weitere einträgliche Geldquelle ab. Und genauso ist diese Ausstellung zu erleben: ästhetisch „wie immer in diesem Haus“, ein wenig technisch für die an Details Interessierten und darüber hinaus ist es äußerst informativ zu sehen wie weitläufig sich so ein Territorium erstrecken konnte: die Güter der Fürsten Liechtenstein reichten von Mähren bis zum Semmering. Neu entdeckt wurde, dass der Garten von Schönau an der Triesting mit seinem berühmten „Tempel der Nacht“ einmal in Liechtensteinischem Besitz war.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Oasen der Stille. Die großen Landschaftsgärten in Mitteleuropa
06.06 - 18.11.2008

Liechtenstein Museum (geschlossen)
1090 Wien, Fürstengasse 1
Tel: +43 / 1 / 319 57 67 - 252, Fax: +43 / 1 / 319 57 67 - 255
Email: info@liechtensteinmuseum.at
http://www.liechtensteinmuseum.at
Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag 10.00–17.00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag geschlossen


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