
Nina Schedlmayer,
Edgar Honetschläger - Beijing Holiday: Polemik mit Fetisch
Wenn Edgar Honetschläger über das Verhältnis zwischen China und dem "Westen" spricht, kann er ziemlich in Rage geraten. Er versteht zum Beispiel nicht, wie es sich rechtfertigen lässt, dass so viele europäische und nordamerikanische Intellektuellen und Künstler mit dieser, wie er es deutlich ausspricht, diktatorischen Regierung zusammenarbeiten können. Ganz unrecht hat er damit nicht - allzu unreflektiert wurde chinesische Kunst in den letzten Jahren gehyped.
In seiner aktuellen Ausstellung in der Charim Galerie nimmt Honetschläger die japanische Okkupation Chinas auf. Aber eigentlich, sagt er bei seiner Eröffnungsrede, hat er sich verliebt: In eine 66 Jahre ältere Frau. Soong Mei-Ling (1897-2003), Frau des später von Mao gestürzten Präsidenten Chiang Kai-Shek und eifrige China-Promoterin in den USA, hat Honetschläger als Puppe nachbauen lassen. Er fährt mit ihr, analog zum Film "Roman Holiday" von William Wyler, am Motorrad durch die Stadt, liest ihr vor, tanzt mit ihr - und verabschiedet sich in einer grotesk-traurigen Szene von ihr. Schließlich hockt die regungslose Soong Mei-Ling am Tiananmen-Platz, von Vorbeigehenden verwundert betrachtet, mutterseelenallein.
Honetschläger hat ein Faible für Fetische, nicht nur seine Puppe ist einer: So hat er etwa ein Stück ihres Kleides in einen Schrein eingebaut, stellt seine eigene Maskerade aus dem Film - blonde Perücke, Mao-Anzug, Tuch - aus. Und natürlich auch die Soong Mei-Ling-Puppe, die an Schaurigkeit der von Alma Mahler - eine Reproduktion ist derzeit in der Kokoschka-Ausstellung im Belvedere zu besichtigen - nur wenig nachsteht. Dass alle Kunst ebenfalls Fetisch-Charakter besitzt, darauf weist die Geschichte vom Nationalen Palastmuseum in Taiwan hin, die Honetschläger auf trashigen Zetteln erzählt: 800 000 Artefakte nämlich nahm Chiang Kai-Shek mit, als er gemeinsam mit Soong Mei-Ling vor Mao nach Taiwan flüchtete - bis heute wird diese Sammlung von China als eigenes nationales Erbe betrachtet.
Honetschlägers Aufschlüsselung der recht komplexen historischen Episode ist in ihrer Reduktion auf die Frauenfigur eigenwillig. Dass er so einiges weglässt, macht die Sache nicht weniger interessant - dafür polemischer. Den ausgestreckten Zeigefinger wird man trotzdem vergeblich suchen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Edgar Honetschläger - Beijing Holiday
22.02 - 15.03.2008
Charim Galerie
1010 Wien, Dorotheergasse 12
Tel: +43 1 512 09 15, Fax: +43 1 512 09 15 50
Email: info@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-14h
22.02 - 15.03.2008
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Sa: 11-14h