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... Berlin: der nahe und der ferne Osten

Der Advent scheint diesmal früher zu kommen als gewöhnlich. Vielleicht aber will man sich auch nur früher ein wenig Ruhe gönnen in der Stadt. Schließlich ist die Eröffnung des Bastian-Baus auch schon wieder Vergangenheit. Anlässlich der Gegenwart der Eröffnung aber wollte man sich in Berlin auch wieder an die ausufernden Invektiven des ehemaligen Kurators der Sammlung Marx im Hamburger Bahnhof erinnern, die sowohl Peter-Klaus Schuster (Generaldirektor der Museen) als auch Klaus-Dieter Lehmann (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz) unter Beschuss nahmen. Leider hatten die beiden Zielscheiben zu spät reagiert und den Kunsthändler als Kurator in einer öffentlichen Sammlung nach Belieben agieren lassen, ohne ihm auf die Finger zu schauen. Ihm eins auf die gleichen zu geben, ist ihnen erst gar nicht eingefallen. So hat die öffentliche Hand dann auch ihre Daseinsberechtigung verloren, die sie w ieder herzustellen wusste nach dem Abgang von Bastian. Gekündigt hat er selbst, um am Kupfergraben in eigenem Haus und eigener Größe wieder aufzutauchen. Zur laufenden `Retrospektive` von Damien Hirst wird ein Eintrittsobolus von 3 Euro erhoben. Die Kunsthändler sind ja arm dran, zuviel Kunst und zu viele Käufer. Zumindest zu Contemporary Fine Arts kommt man umsonst rein. Aber zu Jonathan Meese und Kollegen gehe ich nicht freiwillig. Der Beruf als Kunstkritiker hat seine Grenzen und seine Vorlieben, lieber David Claerbout, Preisträger des Will-Grohmann-Preises der Akademie der Künste, als Jonathan Meese, Preisträger seiner selbst. Das gilt natürlich nicht für Mark Wallinger, dessen Performance als tumber Bär in der Nationalgalerie nicht Herrn Schuster zu verdanken ist, sondern eher Herrn Meschede, seines Zeichen Chef des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Ausstauschdienst, dessen Gast Mark Wallinger war. Anlässlich der Preisverkündung taucht die Nationalgalerie von Mies van der Rohe auch mal wieder in den Abendnachrichten auf. Das hat dann wohl beide gefreut, Schuster und Meschede. Um Käufer brauchen sich Constanze Kleiner und Coco Kühn keine Gedanken zu machen, eher um Inhalte. Jedenfalls sind die beiden Frauen die Gewinner des Jahres, nachdem der Senat ihnen den Zuschlag erteilt hat für den Entwurf und den Bau einer Kunsthalle Berlin auf dem Schlossplatz. Die ehemalige Kunsthalle im so genannten Bikini Haus gegenüber dem Bahnhof Zoo steht leer und wird auch nicht wieder gefüllt werden. Schließlich zieht es noch alle in den fast immer noch neuen Osten der Stadt. Die besseren Stände allerdings haben wieder den Kurfürstendamm entdeckt, wie man so lesen kann. Aber die Kunst blüht im Fernen Osten und im nahen Osten von Berlin. Jede Woche kann ein Neuzugang auf der Berliner Galerienlandschaft vermeldet werden und noch keiner hat sich zu einer Expedition in alle Galerien der Stadt aufgemacht. Das wäre doch ein Unternehmen für die Zeitschrift `Monopol` oder sie lobt einen Preis aus für die schnellste Expedition durch die Kunstlandschaft Berlins. Danach ließe sich dann vielleicht auch über Inhalte reden. Aber das verschieben wir diesmal auf das nächste Jahr.

Mehr Texte von Thomas Wulffen †

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
sieh da, sieh da -
Echo aus Wien | 18.12.2007 01:37 | antworten
ein seltenes Bekenntnis: Aber zu Jonathan Meese und Kollegen gehe ich nicht freiwillig.

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