
Nina Schedlmayer,
Provokation? III - TäterIn - Katrina Daschner: Traurige Königskinder
Es heißt, dass in Gefängnissen diejenigen, die wegen Kindesmissbrauchs inhaftiert wurden, in der Hierarchie ganz unten stehen. Geht es um dieses Tabuthema, sind - vor allem rechte - Politiker schnell mit Instant-Lösungen zur Hand. So gesehen verwundert es also wenig, dass die "Welt" Thomas Jonigk vorwarf, "mit voller Wucht offene Türen" einzurennen, als dessen Stück "Täter" im Hamburger Schauspielhaus 1999 uraufgeführt wurde.
Katrina Daschner hat nun auf der Grundlage dieses Dramas, in dem das Thema freilich nicht ganz so simpel angegangen wurde, in der Fotogalerie Wien eine Installation entwickelt. Spielte Daschner lange gern mit Verkleidungen und schrägen Inszenierungen, so setzt sie seit einiger Zeit eher auf formale Reduktion - wie auch hier: noch am ehesten an ihre frühen Arbeiten erinnert ein Häkelkleid, dessen Rock über und über mit ebenfalls textilen und dementsprechend dysfunktionalen Dildos bestückt ist. In einem Wald - Baumstämme, die durch den Plafond zu ragen scheinen - singen Eva Jantschitsch alias Gustav sowie Sabine Marte, unter anderem Mitglied von Daschners spektakulärer Band "SV Damenkraft", ein trauriges Lied über zwei Königskinder, die sterben. Damit spielt Daschner auf die zwei Kinder in Jonigks Stück an, die gemeinsam versuchen, mit ihren Missbrauchserfahrungen umzugehen. Sätze, die Täter-Opfer-Dichotomien verunklären, erscheinen fein säuberlich auf Fotopapier gestickt, ebenso wie die Objekte - Messer, Spraydose, Nudelwalker - die in diesem Kontext zu drastisch phallischen werden. Allein die Matratzen, harmlos mit Sternen und Blumen gemustert, eine davon mit blassen Blutflecken, suggerieren so etwas wie einen voyeuristischen Blick in allzu Privates - eine Geschichte wird jedoch verweigert; die Objekte geben über ihre materielle Präsenz hinaus nicht wirklich etwas preis. Das Häkelkleid, zu besichtigen durch einen Sehschlitz, lässt sich hingegen doppelt lesen: Einerseits wirken die schlaff herunterhängenden Phalli machtlos, andererseits allein durch ihre Quantität überpräsent. Derartige Ambivalenzen machen Daschners Arbeit spannend. Dennoch hat sie schon mal dichtere, komplexere Installationen geliefert.
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Provokation? III - TäterIn - Katrina Daschner
18.12.2007 - 30.01.2008
Fotogalerie Wien
1090 Wien, Währingerstrasse 59
Tel: +43 1 40 85 462, Fax: +43 1 40 30 478
Email: fotogalerie-wien@wuk.at
http://www.fotogalerie-wien.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 10-14 Uhr
18.12.2007 - 30.01.2008
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