Stefan Kobel,
Flower Power!
Auf den ersten Blick sieht der Frisiertisch wie die Plastik gewordene Jugendsünde eines wildgewordenen italienischen Designers der 80er Jahre aus. Tatsächlich ist das roséfarbene Unikat auch Baujahr 1981. Allerdings entspringt das Werk der Fantasie eines zu dieser Zeit gestandenen Architekten, der schon in den 60ern zur Speerspitze der Wiener Architektur-Avantgarde gehörte: Hans Hollein. In einer programmatischen Schrift zur Ausstellung "Architektur" Holleins 1963 in der Galerie St. Stephan zusammen mit Walter Pichler hieß es: "Wenn wir schon eine Schönheit wollen, dann eine sinnliche Schönheit elementarer Gewalt."
Elementare Gewalt mag sich in dem Möbel wirklich verkörpern, jedoch eher die des Kitsches. Der Entwurf dieses Prototypen, der nie in Serie ging, fällt in die Zeit, da sich Hollein der italienischen Design-Gruppe Memphis anschloss, der die Menschheit viele quietschbunte Einrichtungsgegenstände verdankt, die heute synonym für die 80er Jahre stehen.
Museen mit entsprechender Ausrichtung oder Sammler mit auch schon morgens gesundem Humor können das extravagante Objekt mit einem Schätzpreis von 30.000 Euro in der Auktion "Höhepunkte der Designgeschichte IV: Flower Power" am 19. November bei Quittenbaum in München erwerben.
Mehr Texte von Stefan Kobel