Stefan Kobel,
Zwei zum Preis von einem - Jawlensky bei Hampel
In strahlendes Licht taucht die Sonne den Innenhof. Mit einer Palette von leuchtendem Orange bis hin zu gedecktem Violett strahlen die Häuserwände Wärme ab, während das dunkle Grün eines Baumes kühlenden Schatten verspricht. Das Sommeridyll könnte von Van Gogh sein, wäre es nicht so ausgeprägt städtisch. Tatsächlich zeigt das Bild, das am 23. Juni bei Hampel in München zum Aufruf kommt, die Aussicht von Alexej von Jawlenskys Atelierfenster in der Giselastraße. Wie naheliegend der Vergleich mit Van Gogh ist, demonstriert die ehemalige Rückseite des Malkartons, der unter der gleichen Losnummer (Lot 1102) verhandelt wird. Dort ist ein angeschnittenes Interieur mit Tisch und Stuhl zu sehen, das mit seinen deutlichen Konturen und modellierenden Pinselstrichen in kräftigen Farben den Einfluss des provenzalischen Niederländers auf den deutschen Russen augenscheinlich macht. Die Taxe von 140.000 bis 170.000 Euro ist recht bescheiden angesetzt für die beiden gut dokumentierten und mit einer Expertise von Bernd Fäthke ausgestatteten Gemälde. In der tags zuvor abgehaltenen Russen-Auktion werden etliche Werke von Alexandra Exter, Ivan Puni, Boris Grigoriev und anderen mit ähnlichen und höheren Schätzpreisen angeboten, die nicht über diese Vorzüge verfügen. Hier ist genaue Überprüfung angebracht.
Auktionen: 22./23. Juni, je ab 9:30 Uhr
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