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Unter dem Vesuv: Ein Paradies, von Teufeln bewohnt

"Ein Paradies, von Teufeln bewohnt" - so wurde die italienische Stadt Neapel im 17. Jahrhundert charakterisiert. Diese Äußerung bezog sich einerseits auf die Schönheit der damals zweitgrößten Stadt Europas, auf ihre Lage zu Füssen des Vesuvs, auf die Fassaden der Stadtpaläste sowie auf die Schätze, die diese bargen. Andererseits machten drei Erdbeben, ein Vulkanausbruch sowie eine rasante Bevölkerungsexplosion gepaart mit den damit einhergehenden hygienischen Problemen, dem topografisch gegebenen Platzmangel und zu geringe wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten, die Hafenstadt zu einem Hexenkessel. Für Künstler aller Disziplinen entwickelte sich Neapel jedoch zu einem Mekka. Die Bauwirtschaft boomte, prestigeträchtige Aufträge für Paläste, Kirchenbauten inklusive Kirchenausstattungen wurden vergeben und zogen die Meister aus nah und fern an und so wurde Neapel zu einem Zentrum der internationalen Kunstentwicklung. 1606 hatte Michelangelo Merisi da Caravaggio, der sich auf der Flucht aus Rom befand, hier Halt gemacht. Er beeinflusste die Kunstszene nachhaltig. Was nach Caravaggio bis zum Klassizismus im "Paradies" hervorgebracht wurde, zeigt die Ausstellung "Unter dem Vesuv" im Liechtensteinmuseum. Der Großteil der gezeigten Bilder wurde vom damaligen Vizekönig von Neapel, Aloys Thomas Graf Harrach, erworben und befindet sich sonst in Schloss Rohrau - immerhin die größte und bedeutendste Sammlung neapolitanischer Malerei nördlich der Alpen. Damit ist auch in wenigen Worten alles gesagt, denn das Ergebnis ist eine gut kuratierte Schau von erlesenen Leckerbissen aus Harrach`scher Provenienz, begleitet von weiteren Werken namhafter Kollektionen - insgesamt rund 70 Exponate. Jusepe de Ribera, der auch einen Liechtenstein zu seinen Auftraggebern zählte und von dem das Porträt eines Philosophen aus den USA geholt wurde, Bernardo Cavallino, Massimo Stanzione, Luca Giordano, Mattia Preti bilden die erste von Caravaggio beeinflusste Malergeneration. Im Mittelpunkt der Harrach`schen Sammlung steht Francesco Solimena. Er markiert den zweiten Höhepunkt der Barockmalerei in Neapel. Von seiner Hand ist das Porträt des jungen Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein. Ohne die Anwesenheit Solimenas in Wien und anderer italienischer Meister wäre der österreichische Barock nicht zu dem geworden, was er ist. Die Werke eines Martino Altomonte, Daniel Gran, Paul Troger, Franz Anton Maulpertsch oder des Kremser Schmidt sind ohne den Einfluss neapolitanischer Malerei nicht denkbar.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Unter dem Vesuv
17.11.2006 - 19.03.2007

Liechtenstein Museum (geschlossen)
1090 Wien, Fürstengasse 1
Tel: +43 / 1 / 319 57 67 - 252, Fax: +43 / 1 / 319 57 67 - 255
Email: info@liechtensteinmuseum.at
http://www.liechtensteinmuseum.at
Öffnungszeiten: Freitag bis Dienstag 10.00–17.00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag geschlossen


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