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Schattenrisse. Silhouetten und Cutouts : Schatten im Nebel

Einen Raum von den Proportionen und Dimensionen einer U-Bahnstation mit Bildern zu bespielen, die oft nur wenige Quadratzentimeter messen, hat die jüngste Präsentation des Lenbachhauses in ihrem Kunstbau wunderbar gemeistert. Die Gegenwartskunst zieht sich die Wände entlang, während die Dokumente aus der Historie so einfach wie sprechend in Korridore verfrachtet wurden, die eine Art Längsachse dazwischen markieren. So ist der erste Eindruck von \"Schattenrisse\" beeindruckend: Kara Walkers ganz heutige skurrile Szenerien in Lebensgröße und schwarzem Tonpapier sind angereichtert mit Johann Kaspar Lavaters physiognomischen Studien und diversen anderen Beispielen für die Scherenschnitt-Mode der Zeit um 1800, mit Bastelarbeit von Goethe und Runge und Hans Christian Andersen. Gegenwart und Vergangenheit beleuchten sich auf das Vortrefflichste. Doch der erste Eindruck trügt. Was von der Hängung versprochen wurde, widerruft bald die Konzeption. Das Prinzip Cut-Out zerfranst sich in allerlei Vorführungen, wie jemand an Papier herumschneidet, und da gibt es in der zeitgenössischen Produktion offenbar ebenso viele wie unbekannte Scherenschwinger.Das Prinzip Schattenriß wird vernebelt von dunstigen Fotogrammen, die so tun, als wäre ein Lichtbild, das ohne Objektiv entstand, der Silhouette verwandter als jenes gewöhnliche, für das man eine Kamera benutzte: Nimmt man die Fotografie in die Thematik hinein, ist der eine Abdruck auf chemisch bearbeiteter Schicht so triftig wie der andere, denn jede Überführung von Drei- in Zweidimensionalität braucht das Prinzip Kontur. Das Prinzip Silhouette schließlich wird unscharf, weil die Parade der Positionen die bedeutendsten Vertreter wegläßt: Von Duchamp gibt es ein Konterfei, aber kein Ready made, und Yves Kleins \"Anthropometrien\" fehlen überhaupt. Schattenrisse sind offensichtlich kein Kinderspiel.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Schattenrisse. Silhouetten und Cutouts
01.02 - 06.05.2001

Lenbachhaus und Kunstbau
80333 München, Luisenstrasse 33
Tel: 0049 - 89 - 23 33 20 00, Fax: 0049 - 89 - 23 33 20 03 / 04
Email: lenbachhaus@muenchen.de
http://www.lenbachhaus.de
Öffnungszeiten: Di - So und Feiertage 10.00 - 18.00 Uhr


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