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Bellini, Giorgione, Tizian und die Renaissance der venezianischen Malerei: Sinnlichkeit und Reflexion

Nach der monographischen Giorgione-Ausstellung 2004 scheint nun im Kunsthistorischen Museum in Wien DAS Dreigestirn der venezianischen Hochrenaissancemalerei Giovanni Bellini, Giorgione, Tiziano Vecellio zu einem Konkurrenzkampf anzutreten. Wer das denkt, irrt jedoch. Vielmehr wird nach Themen geordnet dem verbindenden Element nachgegangen. Ebenso den Innovationen, die sich in der Malerei zwischen 1500 und 1530 in der Lagunenstadt entwickelt haben. Gewählt wurden diese Eckdaten deshalb, weil während der drei für die Serenissima zwar politisch und für den Handel schwierigen Jahrzehnte die Malerei dank kunstsinniger, wohlhabender Auftraggeber eine besondere Glanzzeit erlebte. Dazu kam aus dem Norden die Ölmalerei als neue Technik neben die Temperamalerei und wurde hier zur höchsten Vollendung gesteigert. Die Werke der drei titelgebenden Stars, deren Leihgeber große internationale Sammlungen sind, werden von den Schöpfungen weiterer Zeitgenossen - wie Sebastiano del Piombo, Palma il Vecchio und andere - ergänzt. Bei der Gestaltung der Ausstellung ging die Kuratorin Sylvia Ferino-Pagden nicht chronologisch oder monographisch, sondern thematisch vor, d.h. sie fasste "sakrale Darstellungen", "Storia" (Allegorien und Mythologie) und "Memoria" (Porträts) zusammen, was sich als sehr gute Entscheidung erweist. Damit verwoben sind auch die übergeordneten Themen Musik, Liebe und das Vergehen der Zeit. Die Zusammenstellung der Werke fordert den Betrachter heraus verschiedene Versionen zu vergleichen und seine Eindrücke kritisch zu sortieren und bietet gleichzeitig einen Gegenpol zur überwältigenden Schönheit und Sinnlichkeit der Bilder. Die neuartige und revolutionäre Umformulierung eines traditionellen sakralen Sujets wie der "Madonna mit Kind" oder der "Sacra Conversazione" tritt auf diese Weise besonders hervor. Darüber hinaus erobert die Landschaft in der Renaissancemalerei eine neue Position. Auch die Darstellung des weiblichen Körpers mit seiner erotischen Ausstrahlung, die porträtierte oder idealisierte "Bella Donna" und das psychologisch einfühlsame Porträt sind eine Neuerung der venezianischen Malerei. Der wissenschaftliche Anteil der Vorbereitungsarbeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Man wartet mit neuen Erkenntnissen über die Bildinhalte auf und dokumentiert Veränderungen während des Schaffensprozesses.
Mehr Texte von Maria-Gabriela Martinkowic

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Bellini, Giorgione, Tizian und die Renaissance der venezianischen Malerei
18.10.2006 - 07.01.2007

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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