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Sexy Mythos - zu Selbst- und Fremdbildern von KünstlerInnen: Manche Mythen haben lange Bärte

Seit Beginn der Kunstgeschichtsschreibung ist die Darstellung von KünstlerInnen mit deren Mythsierung verbunden. Künstlerisches Schaffen scheint sich nicht nur aufgrund von Lebensläufen erklären zu lassen, sondern ein über die Alltäglichkeit hinausgehendes Mehr wird als nötig erachtet. Da hat sich nichts seit Vasaris Schilderungen des Lebens von Renaissancegrößen geändert. Nur die auf die KünstlerInnen projezierten Legenden und Ideale wandeln sich. Das KuratorInnenteam Doris Berger, Franziska Lesák, Julia Schäfer, Antje Schiffers, Thomas Sprenger, Moira Zoitl unternimmt nun eine Analyse von jüngsten KünstlerInnenmythen. "Sexy Mythos" betiteln sie ihre Wanderausstellung und verweisen somit auch auf das Bonmot "Sex sells". Also, auch Künstlerinnen und Künstler haben Schönheitsidealen zu entsprechen. Gezeigt werden vor allem Arbeiten, die diese auch in Medien häufig verbreitete Vorstellung aufdecken. Christoph Girardet und Volker Schreiners Video "The Hidden Masterpiece", "Session" oder "I am" sind Montagen von Ausschnitten aus Spielfilmen über das behauptete ungestüme Künstlernaturell. Annette Hollywood untersucht das Rollenklischee der Daily Soap "Marienhof", indem sie selbst die Malerin mimt. Mladen Stilinovic demonstriert das Klischee des faulen, lang schlafenden Künstlers. Komplexer und sich nicht nur an alten Vorstellungen abarbeitend, sind folgende zwei Werke: Tanja Ostojic begleitete Harald Szeemann wie von einem Eskortservice gebucht als "schmuckes Anhängsel" während der Eröffnungsfeierlichkeiten der Biennale in Venedig 2002 und setzte sich somit selbst ins Rampenlicht. Ihre Arbeit zeigt eine traurige Wahrheit: eine "alte" Strategie stellt sich wirkungsvoller dar als künstlerisches Talent. Auch Kai Kaljo offenbart eine traurige Tatsache. "The More I Work, the Poorer I Am" ist als Einnahmen-Ausgaben-Rechnung aufgestellt leider eine wahre Aussage und somit ein Hohn auf künstlerische Schaffenskraft. Da im KuratorInnenteam auch KünstlerInnen dabei sind, hätte man sich gerne mehr von solchen, auf aktuelle künstlerische Strömungen bzw. Lebensumstände bezogene Untersuchungen gewünscht, die das eigene Tun kritisch kommentieren. Weitere KünstlerInnen Martin Kippenberger, Sibylle Zeh, Graz Special: Lord Jim Loge, ausgewählt von Daniela Jauk und Andreas Unterweger.
Mehr Texte von Andrea Domesle

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Sexy Mythos - zu Selbst- und Fremdbildern von KünstlerInnen
10.06 - 23.07.2006

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